Antwort auf: Gute Gitarristen (die besten!)

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  1. Edward van Halen
  2. Jimmy Page
  3. Vernon Reid
  4. Jimi Hendrix
  5. Peter Green
  6. Ty Tabor
  7. Warren Haynes
  8. Guthrie Govan
  9. Grant Green
  10. B.B. King

 

Nun ist es so, daß man sich für solche Listen immer irgendwie entschuldigen muß. Und sei es vor sich selbst. Die Band Van Halen hat großenteils Drecksmusik gemacht (es gibt nur eine kleine Kinderschüppe voll Songs, die man vor anständigen Musikliebhabern überhaupt erwähnen sollte, dazu gehören für mich „Mean street“, „Unchained“, „Hot for teacher“ und „Drop dead legs“). Aber der Gitarrenspieler van Halen hat – ohne dabei in die Seelenlosigkeit abzudriften wie nach ihm die Herren Malmsteen, Satriani, Vai oder nicht selten auch Petrucci) – das E-Gitarrenspiel gefeiert („zelebriert“ wäre der völlig falsche Ausdruck) wie kein anderer, seit Winston Churchill seine abgenudelte Archtop versehentlich zur Gartenarbeit eingesetzt hat.

Er (Eddie, nicht Winston Churchill) hat Spieltechniken innoviert (nicht unbedingt als protos heuretes), Rhythmus-und Solospiel zu einer Einheit geschmolzen (wie außer Hendrix niemand bis auf diesen Tag) und eine unbändige Lust am Rumtoben vermittelt, wie man sie sonst nur auf Kindergeburtstagen erlebt. Eddie war technisch nie so brillant wie die genannten Shredderköppe, er kannte nie soviele Skalen oder verminderte Septnonakkorde wie sie. Er war, auch wenn er viel mixolydisches oder dorisches Zeug eingeflochten hat, stets pentatonikbasiert. Er hatte was zu sagen. Was auch immer. Nichts im humanistischen Sinne Gehaltvolles, bewahre. Mehr so Gelegenheitslyrik. Pubertär. Und zum Glück.

Übrigens ist er – trotz aller Eskapaden – auch ein modester Mensch. Er ist der einzige unter den Angeführten, den ich sogar mal live gesehen habe.

Jimmy Page ist Gott. Nicht Clapton. Der war es mal. Eventuell. Vor 1970. Jimi Hendrix ist Jesus. Und Peter Green der (etwas angefochtene) heilige Geist. Sir Riley, ich habe jede seiner Original-LPs. Ohne ihn (und übrigens auch Thibeaux Walker) wären die anderen nicht heute hier. Oder heute weg, je nach dem.

Warren Haynes liebe ich ganz besonders. Er sieht aus wie der Junge, dessen Kopf sie auf dem Pausenhof immer in die Kloschüssel gesteckt haben, aber was muß Warren Haynes für ein riesengroßes Herz haben! An der Paula hat er das Maultier als Sternbild an den Rockhimmel versetzt, an der ES-335 hat er das Wörtchen „Detailversessenheit“ für Gibson-Gitarristen neu definiert. Er ist auch schuld, daß ich nicht nur meine Charvels und meine LP, sondern auch eine 339 habe und nutze. Warren Haynes kann einfach alles. Und er bleibt nie da stehen, wo er war.

Ty Tabor ist wohl der freundlichste und normalste E-Gitarrist, den es gibt und den man sich nur vorstellen kann. Seine Band King´s X ist für den Platten-Philologen die Rettung der Musik aus dem Geiste der ansonstigen Tragödie. Vernon Reid spielt und nimmt auf, was andere wegwerfen würden. Love it. Und Guthrie Govan ist wie Muppet Show. Der Mann sieht aus wie eine Chris-Roberts-LP aus der HörZU-Serie, aber himmelherrgottnochmal, er ist ein zuppelndes Tonartenlexikon. „Erotic Cakes“ und die bisherigen drei Aristokraten-Clubs sind eine wohlverwahrte Welt für sich. Man muß ihn einfach gerne haben, zumal er endlich auch ne Charvel spielt.

Grant Green mag etwas verloren in meiner Liste wirken. Jedöch – die Kunst des Understatements of the Art hat niemand so perfekt gebracht wie er. Besonders zu empfehlen, wenn er Kinderlieder spielt.

Soweit mal meine 2 Pro-Cent. Die Hürde zu nehmen, war nicht jedem vergönnt, der es genausogut verdient hätte. Nennungen ehrenhalber daher für Mick Taylor, Nuno Bettencourt (auch ohne Nagellack), Robben Ford und… ja, tatsächlich!: Slash. Ach, und für John McLaughlin selbstverständlich. Herrje.

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