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MUSIK / Der US-Liedermacher David Munyon in der Haller Hospitalkirche
„Songschreiben ist meine Bestimmung“Bob Dylan lässt grüßen: Folk und Blues mit viel Seele, aber zu wenig Struktur
KAI BARGMANN
Unter seinen Anhängern gilt David Munyon, 54, als Lichtgestalt: Mehr als 400 Lieder, so erzählen sie ehrfurchtsvoll, habe der Liedermacher aus dem amerikanischen Rhode Island schon verfasst. Auf seinen Studioaufnahmen singt er sie mit markantem Timbre, streckenweise durchaus auf Augenhöhe mit den Großen der Gattung: Bob Dylan etwa oder Townes van Zandt.
Von sich selbst sagt Munyon: „Songschreiben ist meine Bestimmung.“ Der große Erfolg blieb ihm indessen bisher versagt. Munyon, der seit geraumer Zeit im Heidelberger Raum lebt, wurde zum typischen Geheimtipp: Vom Leben gezeichnet, künstlerisch verkannt, aber in Fachkreisen hochgeschätzt.
Als Munyon am Samstag mit seiner Gitarre die Bühne in der Haller Hospitalkirche betrat, wurde er mit entsprechend warmem Applaus empfangen. Doch schon in den ersten Songs wurde das Konzert den hohen Erwartungen nicht ganz gerecht. Zunächst mussten die 200 Zuhörer im gut gefüllten Saal sich mit einem hässlichen Brummen aus den Lautsprechern anfreunden. Der intime Vortrag des Sängers und die erhabene Stimmung unter der prächtigen Kanzel waren beeinträchtigt. Vielmehr gab es dem Abend, immerhin dreieinhalb Stunden lang, eine amateurhafte Note.
Munyon präsentierte sich dem Publikum herzlich, und doch seltsam scheu und spröde. Er verzichtete auf die übliche Setlist, entschied stattdessen vor jedem Lied spontan, was er als nächstes spielen wollte. Manchmal blätterte er länger als eine Minute wortlos in dem dicken Plastikordner auf dem Notenständer, hinter dem er Platz genommen hatte. Dadurch blieb der Kontakt zwischen Publikum und Künstler nur lose – umso bedauerlicher, als Munyons weiche, sanfte Stimme bei jedem Song aufs Neue gefangennahm.
Dass es auch besser geht, bewies Munyons Begleiter, der Wiesbadener Gitarrist Matthias „Biber“ Herrmann. Als er nach der Pause vier Songs allein spielte, überzeugte er mit seinem engagierten Vortrag. Auch als Gitarrist war Herrmann technisch versierter und vielseitiger als Munyon. Dafür waren seine bluesbasierten Songs ungefähr so authentisch wie Pizza in Texas – künstlerisch blieb Herrmann hinter Munyon zurück.
Herrmann und Munyon harmonieren intuitiv gut miteinander. Immer wieder überraschte Munyon mit der Wahl der Songs, denen sein Begleiter improvisierend folgen musste. Herrmann füllte die Lieder zwar leichthändig, aber notgedrungen mit so ähnlichen Figuren, dass vieles gleichförmig klang. Nur selten, wie in „World Love“ etwa, blitzte es auf. Hier gaben die pointierte Rhythmusgitarre Herrmanns und seine zweite Stimme dem Lied Zusammenhalt – man wünschte, diese Sorgfalt wäre in alle Arrangements geflossen. So erreichte Munyon nie das Niveau seiner Studioaufnahmen – Begeisterungsstürme am Ende dieses entspannenden, aber zu entspannten Auftritts blieben aus.
Erscheinungsdatum, -zeit: Donnerstag 05.07.2007
Mir gefällt der Artikel von Kai sehr gut. Auch mich störte das Brummen gewaltig.
Insgesamt – ein gelungener Abend und ein gutes Konzert.
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Man braucht nur ein klein bisschen Glück, dann beginnt alles wieder von vorn.