Re: soul soul soul soul

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otis
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Zu Souljazz: Ich weiß gar nicht, ob der Begriff damals schon so geläufig war. Organisten wie Jimmy Smith oder Brother McDuff zählen wohl ebenso dazu wie Donald Byrd oder gar Cannonball Adderley, wie ich gelesen habe. Hier liegt die Betonung eindeutig auf Jazz (Hard Bop…) und hat mit dem 60s Soul wenig bis gar nichts zu tun. Dass sich vom Soul Jazz eine direkte Linie zum Funk der 70s ziehen lässt, leuchtet aber unmittelbar ein.
Dass Ray Charles hier wie dort genannt wird, mag man auch anders lesen können, seine frühen Aufnahmen sind im Grunde weder hier noch dort zu Hause. Er kam natürlich irgendwo vom Jazz, nahm Gospel-Elemente in seine Musik hinein, vernachlässigte den Swing zugunstens eines straighteren Beats und fertig war etwas Eigenständiges. Aber Soul-Jazz, im Sinne von Hard Bop-Ableger, hat er meines Wissens nie gemacht.

Zum 70s Soul: Du hast schon einige Grundzüge genannt. Stärkere Politisierung, stärkere künstlerische Freiheit (nicht unbedingt Unabhängigkeit von Firmen, gerade im Southern Soul waren die Künstler gar nicht so sehr fremdbestimmt und konnten teilweise schon früh mitreden. Selbst Stax war ja eine überschaubare kleine Firma), die sich dann auch in der Produktion von LPs niederschlug, bestimmten von nun an das Bild. Die großen Namen des 70s-Soul (Wonder, Gaye, Hayes, Mayfield, Robinson…) waren ja allesamt schon von Anfang an in den 60s dabei, hatten sich eine sehr starke Stellung in den jeweiligen Firmen aufgebaut, ob als Songwriter, Arrangeur oder Producer, und konnten nun ihr Wissen und ihre Kreativität sehr selbstbewusst ausleben. Und das mit großem Erfolg. Da explodierte dann tatsächlich einiges auf breitester Front.

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