Re: Jahresrückblick 2015

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gypsy-tail-wind
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In Sachen Klassik kann ich sowas von nicht mithalten, meine Sammlung wächst viel zu schnell und mit Hören komme ich nicht nach bzw. räume den Neuheiten vergleichsweise wenig Raum ein … aber in der Liste, die ich Anfang Jahr mal anfing, stehen für 2015 folgende Aufnahmen:

Philippe Jaroussky – Green: Mélodies françaises sur des poèmes de Verlaine * * * *1/2
La Compagnia del Madrigale – Luca Marenzio: Quinto Libro di Madrigali a sei voci

[INDENT]noch kaum angehört, aber phantastisch!

Sophie Karthäuser, Ensemble Correspondances, Sébastien Daucé – Lalande: Leçons de Ténèbres

[INDENT]sehr, sehr schön … aber ich glaube dennoch nicht meine Lieblingsaufnahme des faszinierenden Werkes

Olga Peretyatko, Orchestra del Teatro Comunale di Bologna, Alberto Zedda – Rossini!

[INDENT]die CD ist klasse, macht einfach nur Freude, die Stimme ist toll, die Musik sowieso!

Kristian Bezuidenhout – Mozart: Keyboard Sonatas, Vol. 7

[INDENT]vermutlich ist die Reihe meine persönliche Referenz in Sachen Mozart in HIP … Vol. 8/9 folgt demnächst, damit ist die Reihe dann owhl abgeschlossen

Hilary Hahn – Violin Concertos: Mozart 5, Vieuxtemps 4
Bertrand Cuiller – Rameau: Pièces pour clavecin

[INDENT]Cuiller fand ich ganz grossartig (hätte wohl in die Jahres Top-10 müssen, wenn ich Klassik berücksichtigt hätte), Hahn hat mir für einmal nicht so grossen Eindruck gemacht, ich glaube bei Mozart gehe ich inzwischen wirklich die HIP-Route (oder höre mir alte Aufnahmen an, Grumiaux etwa) … etwa Zehetmair/Orchestra of the Eighteenth Century/Brüggen … oder ja, auch Julia Fischer, das ist dann wieder weniger HIP, aber wohl davon beeinflusst

Sabine Devieilhe, Pygmalion, Raphaël Pichon – Mozart: The Weber Sisters
Nuria Rial/Artemandolino – Sospiri d’amanti
Julia Lezhneva, Il Giardino Armonico, Giovanni Antonini – Händel

[INDENT]Rial fand ich etwas weniger toll als erhofft, Devieilhe noch zu selten gehört, aber ich finde sie grossartig (und klar, ein wenig verliebt bin ich auch), Lezhneva muss ich bald wieder anhören, aber der erste Eindruck war weniger gut als beim Vorläufer „Allelujah“, ganz gross finde ich sie auf der Pergolesi-CD mit Jaroussky und Fasolis (von 2013, Erato, Stabat mater und mehr)

Isabelle Faust, Jean-Guihen Queyras, Alexander Melnikov, Freiburger Barockorchester, Pablo Heras-Casado – Schumann: Violin Concerto
Alexander Melnikov, Isabelle Faust, Jean-Guihen Queyras, Freiburger Barockorchester, Pablo Heras-Casado – Schumann: Piano Concerto
Igor Levit – Bach: Goldberg Variations/Beethoven: Diabelli Variations/Rzewski: The People United Will Never Be Defeated
Karine Deshayes/Ensemble Contraste – Après un rêve
Kim Kashkashian/Sarah Rothenberg/Steven Schick/Houston Chamber Choir/Robert Simpson – Morton Feldman/Erik Satie/John Cage: Rothko Chapel

[INDENT]guter Stoff, soweit ich das sagen kann, die meisten CDs habe ich erst ein, zweimal angehört – Ausnahme Faust mit dem Schumann-Konzert – sehr toll (mit dem Klavierkonzert von Melnikov wurde ich noch nicht warm, aber aber auch erst einmal gehört) … die Deshayes-CD machte einen sehr starken ersten Eindruck, von Levit habe ich Rzweski noch nicht angehört

Elizabeth Watts, The English Concert/Laurence Cummings – Alessandro Scarlatti: Con eco d’amore
Olivier Schneebeli, Les temps Présents & Les Chantres – Campra: Tancrède
L’Arpeggiata, Christina Pluhar – Francesco Cavalli: L’Amore Innamorato
Mariana Flores, Capella Mdeiterranea, Leonardo García Alarcon – Francesco Cavalli: Heroines of the Venetian Baroque

[INDENT]alles ausser Pluhar erst einmal angehört, Watts gefiel mir gut, Flores fand ich etwas dick aufgetragen für die Musik, Pluhar – mit den grossartigen Sopranistinnen Nuria Rial und Hana Blazikova, die beide niemals dick auftragen: wahrhaft inniges und umso sublimeres Singen! – fand ich im Vergleich wirklich besser und auch was die Arrangements betrifft für einmal nicht sonderlich ausgefallen (also das, was die Gegner als daneben empfinden würden, vermute ich) … die Campra-Oper habe ich auch bloss einmal angehört (eine Schneebeli-Einspielung von Campras Requiem liegt auch auf dem Stapel der Neuankömmlinge, aber es ist mir grad unklar, ob das ein Reissue ist oder eine neue Aufnahme, Reissues berücksichtige ich hier nicht, die kommen hier fast stündlich an und was in welchem Jahr herauskam, weiss ich nicht ;-))

Orchestra e Choro dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia, Antonio Pappano – Verdi: Aida

[INDENT]Man hole sich die derzeit besten Sänger, buche ein eingespieltes Team von Orchester/Chor/Dirigent, letzterer mit einem Händchen für die Oper, die man machen will … so lief das früher, schön, dass EMI (bzw. Warner) mal wieder einen Versuch wagte! Gerne mehr davon, denn die Einspielung ist ziemlich toll, auch wenn man natürlich herumnörgeln kann (Kaufmann knödelt halt, Harteros hat ein hartes Timbre, aber ich mag es)

MusicAeterna, Teodor Currentzis – Stravinsky: Le Sacre Du Printemps

[INDENT]erst einmal gehört, aber klasse! (viel besser als die Così, die ich nach der ersten Enttäuschung noch nicht wieder anhören mochte, aber die kam ja schon im November 2014 und gehört daher nicht mehr hier rein)

Amandine Beyer/Leila Schayegh – Caldara: Trio Sonatas
Gli Incogniti, Amandine Beyer – Vivaldi: Teatro alla moda

[INDENT]Vivaldi fand ich klasse, Caldara langweilig … aber auch die noch viel zu selten angehört

Il Pomo d’Oro, Riccardo Minasi – Händel: Partenope
Il Pomo d’Oro, Riccardo Minasi – Vinci: Catone in Utica
Purcell Choir/Orfeo Orchestra/György Vashegyi – Rameau: Les Fêtes de Polymnie
Grigory Sokolov – The Salzburg Recital
Various Artists – Cipriano De Rore: Ancor Che Col Partire

[INDENT]allesamt noch ungehört, teils erst grad angekommen

In Sachen Reissues, weil ich da gerade dran bin: die Sibelius-Boxen von Decca („Great Performances“) und Warner/EMI („Historical Recordings“) scheinen mir vom ersten Eindruck her ziemlich gelungen zu sein … die Stein-Aufnahmen mit dem OSR sind nur teils (Pelléas et Mélisande) in der „Sibelius Edition“ von DG (keine oder kaum Überlappungen mit der Decca-Box), aber dass sie toll sein sollen, kam mir auch gerade zu Ohren …

Ansonsten, der Glückstreffer des Jahres, in Brüssel gekauft – die Box mit den sämtlichen Aufnahmen György Cziffras:

und das für einen sehr anständigen Preis

Und zwei grandiose Konzerte gab es auch noch – ich schaffe es nach wie vor nicht, neben Jazz und Kino auch noch Klassik-Konzerte einzuplanen, die zudem meist zu teuer sind und bei denen man sich rechtzeitig mit mühsamem Vorverkauf rumschlagen muss … nicht meins, ich gehe lieber einfach hin, das ginge wohl oft schon, aber gerade so oft sind die Konzerte halt ausverkauft.

Isabelle Faust – Bach: Sonaten & Partiten für Violine solo – Philharmonie, Köln – 23.9.
Tonhalle Orchester Zürich, Monteverdi Choir, John Eliot Gardiner – Janácek: Glagolitische Messe etc. – Tonhalle, Zürich, 5.12.

Neben dem unfassbaren Solo-Set von Craig Taborn am Unerhört im November die einzigen beiden, denen ich dieses Jahr in Sternen die Höchstnote gab. Faust war unglaublich, dieses Erlebbarmachen von Bachs Musik eine immense Sache, wirklich ein gewaltiges Erlebnis, das mich in mancher Hinsicht ein wenig aus der Bahn warf … das war die GESAMTE Musik, die man da zu hören bekam, da fehlte nun wirklich nichts, keine noch so bombastische Orchestermusik könnte je übertreffen, was diese Stücke für Solo-Violine, vor fast 300 Jahren fertiggstellt, schaffen. Wirklich der helle Wahnsinn.

Das zweite Konzert war dann des Bio-Bauers Debut mit dem hiesigen Tonhalle Orchester, öffnete mit der Blanik-Ballade von Janácek, es folgte Dvoráks Spinnrad, das Orchester kam schnell in Schwung, das Zusammenspiel klappte so hervorragend, dass man dachte, die hätten schon unzählige Male mit Gardiner gearbeitet … nach der Pause dann die glagolitische Messe, das Orchester noch etwas aufgestockt, der Chor, die beeindruckende Orgel, die auch ihren unbegleiteten Zwischensatz kriegt (über das besondere Instrument kann man hier etwas nachlesen: http://www.tagesanzeiger.ch/kultur/klassik/Eine-Orgel-die-zu-reden-gibt/story/29455147), dazu ein gutes Solistenquartett, darunter besonders toll Luba Orgonasova … es gab nur Kürzestkritiken in den zwei grossen Tageszeitungen, aber beide Rezensenten waren ähnlich begeistert wie ich.

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