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Mich plagt auch ein „Problem“ mit dem Jazz, seit die Sechziger sich nach und nach verabschiedeten.
Die Siebziger waren das Jahrzehnt des Jazz Rock (Rock Jazz), der Fusion und der Vorbereitung dessen, was eigentlich so gar kein Jazz mehr ist, des Smooth Jazz.
Möglicherweise war der Jazz als solcher dadurch ein wenig ins Hintertreffen geraten. Nun, es war sicher auch meine persönliche Ausprägung, zumal ich mich spätestens seit “Bitches Brew“ auf entsprechendes Gebräu, aufbauend auf dem Album und den daraus entstandenen Formationen, vehement stürzte.
Im Nachhinein betrachtet, mag eine der positiven Ausnahmen das 1975 gegründete Label Xanadu Records sein, oder beispielsweise auch Woody Shaw konnte mich mit seinem Output des Jahrzehnts begeistern und überzeugen.
Richtig, und dann kam die Familie Marsalis, ich habe es auch gekauft, doch nicht nur bei ihren, sondern auch bei anderen Produktionen der Achtziger, unbeachtet ihrer qualitativen Güte technischer Natur, war ich eigentlich nie so richtig zufrieden. Neo- hier, Neo- dort, vieles wirkte einfach nur wie ein schlechter Aufguss auf mich.
Und erst später bemerkte ich, dass etwas, was vielen aktuellen Jazzproduktionen leider innewohnt, fehlte. Nennen wir es einmal „Seele“. Die Musik schien nicht mehr „von der Straße“ zu kommen, sie war nicht mehr geprägt von den Entbehrungen der Fünfziger, den Problemen der dann aktiven Jazzmusiker, insbesondere der farbigen. Das was ich hör(t)e, klang/klingt akademisch, künstlich, nur noch technisch. Oft fehlt mir einfach der persönliche emotionale Zugang zur Musik, etwas, dass ich nicht kenne aus dem Jazz der Fünfziger und Sechziger.
Und das Gefühl, dass Musik swingt, vermisse ich auch immer mehr, oft vernehme ich statisch wirkendes Getrommel, lehrbuchmäßig, keine Roots mehr dabei.
Auch Ausflüge in Punk Jazz, Free Funk etc. konnten mich nicht sonderlich überzeugen.
Nebenbei gewann der europäische Jazz mit Sicherheit eine ganz besondere Prägung durch Manfred Eicher und seinen “ECM-Sound“. Hier gibt es für mich eine andere „Zugangspforte“, ich stelle ECM also einmal daneben als eigene Schublade.
Ansonsten, es gab Ausnahmen, es gibt sie noch, die vereinzelten Platten, die mich hochhalten in meinem Glauben, dass der Jazz nicht sterben wird. David S. Ware zählte dazu….
Aber, als Fazit: “gypsy tail wind“ – Der US-Jazz hat m.E. auf ganz bestimmte Weise die Verbindung zu seinen eigenen Wurzeln zu weiten Teilen verloren. Ja, ich sehe das auch so.
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