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so, jetzt etwas knapper, der poppige rest.
#13
hank marr: „get on down“
aus SOUNDS FROM THE MARR-KET PLACE (king 1967)
hank marr (org), james ‚blood‘ ulmer (g), ? (george adams!) (ts), ? (taylor orr?) (dm)
rec. 1964.
hank marr sagt mir nicht viel, aber er scheint ein echter show-organist gewesen zu sein und immerhin solche spuren in seiner karriere hinterlassen zu haben, dass man in columbus, ohio, eine straße nach ihm benannt hat.
diese etwas obskure platte (die erst 3 jahre nach der aufnahme erschienen ist), ist aus zwei gründen besonders bedeutsam: es ist die erste aufnahme von james ‚blood‘ ulmer und seiner „schrecklich verstimmten gitarre“ (gypsy) – genauso wie es die erste aufnahme von george adams ist, der noch nicht mal in den ursprünglichen credits auftaucht (und dessen spiel ich ja auf älteres bezogen finde als auf coltrane, wie redbeans meint). was auch heißt, dass sie hier zum ersten mal zusammen auftauchen. was später, unter dem bandnamen „phalanx“, zu einigen für mich sehr wichtigen alben geführt hat. ob ulmer nun ein klassischer orgeltrio-gitarrist war oder nicht (bevor er zur sehr viel wichtigeren station ornette coleman kam), ist immer noch die frage. obwohl es nach aufnahmen und tour mit marr in die nächste orgelformation ging (zu john patton).
#14
the peddlers: on a clear day (you can see forever)
aus HOW COOL IS COOL? THE COMPLETE CBS RECORDINGS (eigentlich aus THREE IN A CELL)
the peddlers – roy phillips (voc, org), tab martin (b), trevor morais (dm)
rec. 1968.
die peddlers waren briten und kamen mit ihren showtunes und jazzanleihen offensichtlich ziemlich cool rüber. der rest der cbs-aufnahmen ist aber zumindest für mich eine ziemlich qual und geht höchstens an weihnachten – bossa-versionen von „smile“ usw. der sänger wirkt auf mich immer so, als würde er in der falschen geschwindigkeit abgespielt…
aber dieses stück ist schon ziemlich toll – wie gesagt, bekannt aus staffel 5, episode 3 von BREAKING BAD. für mich viel wichtiger: ich liebe diesen song. und die schönste version, die ich davon kenne (und die ist alles andere als cool) ist diese hier:
#15
eugene mcdaniels: „cherrystones“
aus OUTLAW (atlantic 1971)
eugene mcdaniels (voc), mother hen (e-p), eric weissberg & hugh mccracken (g), ron carter (b), ray lucas (dm), buck clarke (per)
rec. 1970.
(eu)gene mcdaniels kenn und liebe ich seit dem hutcherson-album NOW! seine karriere (er starb 2011) war ein ziemliches hin & her: gospel – r&b-sänger – erfolgreicher komponist („compared to what“), jazzsänger. nach der ermordung von martin luther king wanderte er nach skandinavien aus und wurde dann von joel dorn für atlantic mit ziemlich bekifften alben wiederbelebt, von denen OUTLAW das erste und HEADLESS HEROES OF THE APOCALYPSE das zweite war. zwischendurch war er außerdem in filmen zu sehen.
„cherrystones“ ist halt einfach ein super song (ich mag ja diese jazzsänger aus den spätsechzigern und siebzigern sowieso sehr gerne), auch wenn ich nicht weiß, was es mit den green & yellow elevators auf sich hat. das moody e-piano spielt hier übrigens die unter dem pseudonym „mother hen“ gefragte studiomusikern jane getz (die ja auf dem großartigen ersten pharoah-sanders-album zu hören ist) – vielleicht ist sie das sogar auf dem cover, vorne rechts? (edit: ja, das ist sie.)
und falls noch etwas kitsch gefragt ist:
zurück in die gegenwart mit
#16
booklet: „chapter 3“
aus BOOKLET
tobias delius (ts), joe williamson (b), steve heather (dm)
rec. live 14.3.2010, bimhuis, amsterdam
vorgartens holländer also mal wieder live at the bimhuis immerhin, und delius ist natürlich so fest mit der amsterdamer free-szene verbunden wie kaum ein anderer nicht-holländer. williamson ist kanadier. heather australier. alle drei leben in berlin. „booklet“ ist bandname und methode – sie spielen auf der grundlage einer stückesammlung, in die sie jederzeit ein- und aussteigen können, je nachdem, worauf einer von ihnen gerade lust hat. in diesem „chapter 3“ hört man deshalb die kompositionen „anifa loves me“ von daniel kachamba, „one rainy wish“ von jimi hendrix und „so“ von duke ellington. gypsys südafrika-bezug ist tatsächlich am anfang hörbar und auch kein wunder, da delius lange mit sean bergin gespielt hat. ich finde nach wie vor, dass er einen der schönsten tenorsax- und klarinetten-sounds produziert, der jemals jazzgeschichtlich aufgezeichnet worden ist.
#17
hildegard knef: „der tag holt luft“
aus KNEF (decca 1970)
hildegard knef (voc), hans hammerschmidt(?) (p).
rec. 9.-12.12.1969, berlin.
gypsy hatte es ja schon zitiert: „die größte sängerin ohne stimme“ (ella fitzgerald). die knef zwischen 67 und 70 war auch so eine neuerfindung, am schlager vorbei, mit jazz, beat und folk im gepäck, unter der regie von hans hammerschmidt und vom amerikanischen ehemann finanziert. rote rosen, von nun an geht’s bergab, tapetenwechsel. KNEF hat viele sehr verrückte songs, das psychedelische „im 80. stockwerk“ z.b. „der tag holt luft“ aber hier, weil es halt ein blues ist und des schönsten text hat, den ich von ihr kenne.
vielen dank für’s mitmachen. jetzt einen metaxa.
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