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Herr RossiWenn Deine ganze Fürsorge nicht ausschließlich Lena gelten würde, dann würdest Du so etwas nicht behaupten. Die Diskussionen über Miley, Lady Gaga, Rihanna usw. laufen keineswegs anders ab. Wird aber alles von Dir konsequent ignoriert.
Das kannst Du nur behaupten, weil Du keinen Unterschied zwischen überwiegender Tendenz und lautstarker Minderheit machst. Und inwiefern global lancierte US-Stars der „Fürsorge“ bedurften, will mir einfach nicht einfallen. Die Selbstverständlichkeit, mit der sämtliche hiesigen Medien den von Dir genannten Damen Premiumplätze im Kulturteil einräumen, spricht ebenso dagegen wie der nur äußerst selten mal vorkommende Gebrauch von herablassenden Bezeichnungen wie „Sternchen“ usw. Im Gegenteil versäumt fast niemand hervorzuheben, wie bedeutend sie für die gegenwärtige globale Popkultur seien. Auf das tatsächliche persönliche Format kommt es dagegen kaum jemandem an. Und ebenso will praktisch niemand beachten, welchen objektiven Beschränkungen eine dem deutschen Sprachraum entstammende Popsängerin wie Lena unterworfen ist.* Der Zugang zum globalen Popmarkt, der für Acts aus Nordamerika, Britannien und Ozeanien seit Jahrzehnten fest etabliert ist und für skandinavische KünstlerInnen zumindest immer einen Spalt weit offen steht, ist für deutsche Acts auf bestimmte Nischen wie Dance, Techno und Metal beschränkt. Das hat natürlich Gründe; Erfahrungen der Vergangenheit prägen die Erwartungen von morgen. Das ist wie mit Genussmitteln: tschechisches Bier ist weltbekannt, tschechischer Wein so gut wie unbekannt, würde fast kein Westeuropäer trinken wollen. Dabei erzielen tschechische Weine (insbesondere Chardonnays) bei internationalen Wettbewerben bereits bessere Resultate als italienische. Weiß aber keiner und will keiner wissen. Da muss man dann in der Tat dicke Bretter bohren, denn sonst bleibt die Ignoranz auch übermorgen noch bestehen.
* Dazu gehören auch Beschränkungen innerhalb des deutschen Sprachraums. Der deutschsprachige Musikmarkt ist ja stark fraktioniert, und englischsprachiger Pop ist hier eine absolute Minderheitenveranstaltung. Der Markt, auf den Lena sich stützen muss, ist kaum größer als der skandinavische. Nur steht den Skandinaviern halt noch die Tür nach Westen offen.
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"Edle, freie Unbefangenheit bei Allem. ... Alle übrigen Vollkommenheiten sind der Schmuck unsrer Natur; sie aber ist der der Vollkommenheiten selbst. ... Sie ist mehr als Leichtigkeit, sie geht bis zur Kühnheit: sie setzt Ungezwungenheit voraus und fügt Vollkommenheit hinzu. Ohne sie ist alle Schönheit todt, alle Grazie ungeschickt: sie ist überschwenglich, geht über Tapferkeit, über Klugheit, über Vorsicht, ja über Majestät." (Baltasar Gracián) =>mehr<=