Re: Blind Fold Test #17 – Friedrich

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friedrich

Registriert seit: 28.06.2008

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Track 05

Cal Tjader – Afro-Blue
von: Soul Sauce (1964)

Cal Tjader: vib; Donald Byrd: t; Jimmy Heath: ts; Kenny Burrell: g; Bob Bushnell, Richard Davis: b; Grade Tate: dr, Armando Peraza, Alberto Valdes: perc

Cal Tjaders Karriere ist sicher besonders eng mit Creed Taylor verbunden. Taylor produzierte ab Anfang der 60er zahllose seiner Aufnahmen zwischen Easy Listening, Mambo und Jazz in verschiedenen Besetzungen, durchaus mit kommerziellen Kalkül und oft auch mit entsprechendem Erfolg. Hier spielt Cal Tjader die Mongo Santamaria-Komposition Afro-Blue und in dieser Besetzung ist außer den beiden Perkussionisten kein einziger Latino. Auch wenn es hier nur zwei Bläser gibt – die übrigens aus dem Hard Bop-Lager stammen – hört sich diese Band für mich fast wie eine Big Band an, so dicht und intensiv klingt das. Das Stück ist von Cal Tjaders Album Soul Sauce, aber in einer anderen Besetzung als der gleichnamige Hit. Ich habe das Stück jedoch von dieser populistischen aber guten Compilation.

Cal Tjader wurde übrigens als Non-Latino auch von Latinos sehr geschätzt und immer wieder mal liest man, dass er ein natural born musician war. Von der Jazzpolizei wird er hingegen manchmal als Leichtgewicht gedisst. Für mein Empfinden zu unrecht.

Track 06

Wes Montgomery – Bumpin‘ on Sunset
von: Tequila (1966)

Wes Montgomery: g; Ron Carter: bass; Grady Tate: dr; Ray Barretto – cga & orchestra arranged by Claus Ogerman

Noch einer, der sozusagen under the spell von Creed Taylor stand. Man hat fast den Eindruck, Wes Montgomery war Wachs in seinen Händen und er setzte ihn so ein, wie es ihm beliebte. Ich habe das Stück nicht vom original Album Tequila, sondern von dieser billigen Compilation, die Aufnahmen aus nur 4 Jahren (1964-68) enthält, dabei aber ein Spektrum von Easy Listening über Pop Covers und Bossa Nova bis zu Jazz mit oder ohne Streicher oder Bläser abbildet. Einiges ist toll, anderes kaum zu ertragen.

Bumpin‘ on Sunset ist sicher eines der besseren Beispiel für Jazz mit Streichern. Großartig die völlig stoische rhythm section, Montgomerys understatetes Gitarrenspiel und die an- und abschwellenden Streicher. Wie sich das aneinander reibt, Spannung auf- und wieder abgebaut wird! Die durchgehend positven Reaktionen auf das Stück hier haben mich etwas überrascht. Aber es ist wirklich ein Gewinner! Und da ist Creed Taylor nicht zu überhören.

Track 07

Stanley Turrentine – I Told Jesus
von: Salt Song (1971)

Stanley Turrentine: ts; Eumir Deodato, Horace Parlan, Richard Tee: p, e-p, org; Eric Gale: git; Ron Carter: b; Billy Cobham, Airto Moreira: dr; Aitro Moreira: perc.; arranged and conducted by Eumir Deodato

Hiermit kommen wir endlich bei CTI (Creed Taylor Incorporated) an. Creed Taylor war auch vorher schon selbstbewusst genug, von ihm produzierte Alben mit seinen Autogramm zu signieren und damit mehr als nur anzudeuten, wer der eigentliche Autor ist. Bei CTI war er nicht nur Produzent sondern auch Eigentümer des Labels, bei dem er alles kontrollierte, vom Künstlerstamm über die Produktion und Covergestaltung bis zum Marketing. Stanley Turrentine hat 4 Alben (+ Live Album und Resteverwertung) für CTI aufgenommen, von denen ich drei kenne. Jedes davon hat einen etwas anderen Charakter. Da gibt es das relativ straighte Soul Jazz Album Sugar, das jazz goes Philly Sound Album Don’t Mess with Mr. T. und Salt Song, das eigenartigerweise wild zwischen brasilianisch gefärbten Stücken und Gospel und Blues umherspringt.

I Told Jesus mag nicht unbedingt der Hit der Platte sein, eher was aus der zweiten Reihe, aber bei diesem super-laaangsamen und ultra-smooothen Gospel ist Stanley Turrentine natürlich ganz in seinem Element. Creed Taylors Produktion ist dabei zurückhaltend aber auch unüberhörbar. Ein Chor, die Orgel, E-Piano und Gitarre, etwas Politur durch die Streicher, aber vielleicht sind es gerade diese kleinen Zutaten, die dem Stück Glanz verleihen und es in die 70er Jahre holen.

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“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.”                                                                                                                                          (From the movie Sinners by Ryan Coogler)