Re: Blind Fold Test #17 – Friedrich

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friedrich

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gypsy tail windWas die Streicher betrifft, ich glaube da muss man wohl bei Charlie Parker anfangen, der ja richtig übel gedisst wurde, als er seine Streicher-Aufnahmen machte (und nein, Produzent Norman Granz trifft meines Wissens in dem Fall keine Schuld*). Bei älteren Musikern wie Ben Webster war das wohl weniger problematisch, bei Tanzorchestern wie Artie Shaw erst recht nicht … aber im modernen Jazz sind Streicher sowas wie der Sündenfall. Wie es konkret in den Sechzigern aussah, weiss ich jedoch nicht – da das Jazzpublikum verschwand, mag ich aber irgendwie keinem einen richtigen Vorwurf machen, dass man es nicht auch damit versucht hat. Ob man das damals so entspannt sehen konnte, würde ich aber eher bezweifeln. Man müsste wohl auch mal nach Interviews mit Musikern suchen (hat z.B. Freddie Hubbard sich mal über „First Light“ geäussert?)
(…)

Ich kann es gerade nicht wiederfinden, aber in irgendwelchen liner notes meine ich ein Zitat von Freddie Hubbard über seine Zeit bei CTI gelesen zu haben, das in etwa lautet: „…though I knew Creed would add strings to the recordings later. But my albums on CTI: Wow!“ und im Booklet von Keep Your Soul Together kann man über First Light lesen „Of his albums for CTI, Freddie Hubbard always called it his favorite, „because I put more feeling into that album than any other before.““

Edit: Ich find die Diskussion eigentlich etwas müßig. Die Frage ist doch nicht: Streicher: Ja oder nein? Die Frage sollte lauten: Streicher: Gut oder schlecht gemacht? Es ist so ein Dogma im Jazz, dass Streicher an sich Teufelszeug sind. Ich glaube es ist eher Teufelszeug, dass es im Jazz solche Dogmen gibt. First Light von Freddie Hubbard ist jedenfalls ein Tolles Stück!

Weitere Wortmeldungen?

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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)