Re: Blind Fold Test #17 – Friedrich

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friedrich

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gypsy tail wind#7
Keineswegs, ich gebe Turrentine wohl mehr Credit, als er verdient bzw. er ist einer von denen, die diesen Credit verdienen, den ich hie und da nenne (es gäbe andere Kandidaten). Aber ich halte einfach daran fest, dass der Ton so einzigartig und wiedererkennbar ist, wie nur bei ganz, ganz wenigen (Ben Webster, Coltrane, Hodges, Eddie Harris, Johnny Griffin, Lockjaw).

Word!

Die Alben sind als Gruppe wohl etwas zu gleichförmig, es wird zu selten zu wenig gewagt, aber ich mag dann doch fast jedes von ihnen … sehr schön die Aufnahmen mit Shirley Scott („Queen of the Organ“ auf Impulse oder „Hustlin'“ – mit KB an der Gitarre – auf Blue Note) oder auch die frühen Sachen mit seinem Bruder bei Max Roach – da merkt man, welche vokalen Qualitäten dieser sonst an der Oberfläche so „geschlossene“ Ton haben kann, in einem anderen Rahmen. Aber eine heilige Kuh ist er gar nicht, nur sein Ton, den man mögen kann oder nicht, aber einzigartig ist er schon.

Ich habe einige Alben von Turrentine und finde alle mindestens gut. Auch eins mit Shirley Scott, das Album mit Burrell als Leader, mit Jimmy Smith hat er ja auch aufgenommen, wenngleich ich das nicht nicht ganz so gut finde. Die 3 CTI-Alben, die ich von ihm kenne sind auch alle gut bis sehr gut, und stilistisch vielfältiger als Du vielleicht glaubst. Er selbst bleibt aber natürlich immer der Gleiche. Aber das ist auch gut so!

gypsy tail windIst es jetzt Ironie, wenn ausgerechnet ich einen leisen Widerspruch zur Anwendung des Begriffes „populistisch“ verlautbaren möchte? ;-)

Ich weiss schon, was Du meinst, und man kann ev. den Begriff auch verwenden, wenn man das Spekulieren aufs Populäre oder das Verwursten von Populärem mit Hoffnung auf kommerziellen Erfolg damit bezeichnen will, aber ich finde ihn dann doch etwas zu negativ.

Ich meine das durchaus polemisch. Er hat nicht nur auf kommerziellen Erfolg spekuliert, er hat ihn erklärtermaßen gesucht. Es ist halt die Frage, wie man das umsetzt und ich finde CT hat gerade mit diesem Spiel mit dem Tabu etwas geschaffen, das wiederum ganz andere und eben auch künstlerische Qualitäten hat. Klingt irgendwie paradox, aber ich finde das. Das ist so, als dreht ein Autorenfilmer einen Genrefilm und es gelingt ihm, das beste des Autorenfilms mit dem besten des Genres zu verbinden. Oder so.

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“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.”                                                                                                                                          (From the movie Sinners by Ryan Coogler)