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gypsy tail windich rede nicht mehr mit all denen, die #1 nicht nach spätestens drei Sekunden erkannt haben :lol:
gypsy tail windOh Mann ist der Opener gut! Dieser Moment im Tenorsolo, wo er von der ersten zur zweiten Idee wechselt (bei 5:02) – unsterblich! Und dann die dritte (dieser Abwärtslauf, bei 5:28 – das ist ein Coltrane-Motiv, oder?) … und der Ton, nahezu klassisch. Ich wundere mich bei seinen Soli immer, ob er die komplett im Voraus ausarbeitete, ob er überhaupt improvisiert, sie wirken so komplett durchdacht, so auf den Punkt. Fasziniert mich enorm!
Und noch was: den Drummer müsste man eigentlich auch erkennen, wenn’s davor mit dem Tracks als ganzem, der Trompete, der Flöte, dem Tenor und dem Piano nicht klappt (wobei ich den Pianisten hier wohl nicht erkennen würde, aber die Frage ist müssig, das Album ist Teil meiner DNA).
Du hattest das Album hier schon mal erwähnt und daher vermutete ich auch, dass Du das sofort erkennst. Für mich persönlich ist das ein underheard classic, da ich die Platte seit Jahren im Regal stehen, aber selten aufgelegt habe. Dieser BFT gab dann den Anlass. Eigentlich ist das ja nur ein entspannt swingender groove plus einem prägnanten Thema – und dann darf jeder sein Solo spielen. Aber wie! Und die Athmo stimmt einfach.
gypsy tail windund #2 ist natürlich genau so klar :sonne:
Das ist natürlich voll der Gassenhauer, den wohl fast jeder erkennt. Aber hier passte er für mich gut rein. Ist ja auch ein tolles stück mit ordentlich Dampf dahinter.
gypsy tail wind#3 ist bezaubernd – von einem Album, das man wohl als „verlorenes“ bezeichnen darf – umso mehr freut es mich, ihn hier zu hören
Ja, noch ein underheard Album, sein einziges auf Verve und daher irgendwo zwischen den Stühlen. Auch ein stilistisch ziemlich disparates Album, auf dem sich aber einige Perlen verbergen. Naja, welches Album von dem ist eigentlich nicht stilistisch disparat?
gypsy tail wind#4 habe ich mir nicht ergoogelt … kommt mir vom ersten Eindruck her nicht bekannt vor, die Stimme der Dame und der Track als ganzes gefallen mir aber ganz ordentlich!
Du kennst die Dame mit Sicherheit. Ihr Name fällt hier im Forum gelegentlich mal. Typisch für sie ist dieser kecke und laszive Ton.
#5 ist natürlich ein wohlbekanntes Stück, aber ich kenne diese Einspielung bisher nicht – ist das jene des Komponisten selbst? Sehr schöne Gitarre! Und dann ein Trompetensolo, das mich an Freddie Hubbard denken lässt. Schön!
Nein, nicht der Komponist selbst sondern ein Fake-Latino. (Hallo Zaunpfahl! ;-)) Nicht Hubbard, sondern ein anderer alter Hard Bop Recke. Den Gitarristen kennst Du und hörst ihn an anderer Stelle in diesem BFT noch mal.
#6 klingt wieder bekannt … sehr schön, wie sich das über den Pedal Point des Basses entwickelt (a propos Bass, der Mann in #3 fiel mir vorhin sehr positiv auf!), raffiniert, wie das minimalistisch gehalten wird und dann aber doch auch Platz für Streicher ist. Fast schade, dass dann irgendwann dieses Riff kommt, das sich doch noch durch ein paar Akkorde schiebt, doch bald ist der stoische Pedal Point zum Glück wieder da. Klasse! Wird mich nicht überraschen, hier die Auflösung zu lesen (ich habe zwei Kandidaten im Auge, bin aber aufgrund der Streicher grad etwas verunsichert). Sehr, sehr schön!
Du kennst den Gitarristen (ein anderer als in # 05) mit Sicherheit und es wundert mich fast ein bisschen, dass Du das Stück nicht kennst. Aber vielleicht ist das zu sehr Pop Jazz und daher zu populär, als dass es in Dein Beuteschema passt.
#7 fügt sich da perfekt dran … CTI oder? Ja, klar! :sonne: Auch das ein Mann, den man nach zwei Tönen erkennt, unverwechselbar! Das ist wohl von einem der Alben, um die ich noch kreise.
Na klar, CTI und der Tenorsound ist einer der wohlfühligsten überhaupt. Ein für diesen Saxofonisten mit dem deutlichen Gospelsound typisches Stück, für CTI in dieser Deutlichkeit fast schon wieder etwas untypisch. Das Album, von dem es stammt, pendelt eigenartigerweise zwischen Brasilien, Gospel und Blues hin und her.
gypsy tail wind#8 – definitiv unbekannt und auch unvertraut … sehr relaxed, toll, wie der Groove aufgebaut wird, das ist nicht „Grosses“, kein Konzept oder so, aber verdammt gut gemacht! Am besten gefällt mir wohl die Trompete, sie klingt vertraut ebenso wie das Piano (beim E-Piano ist das ja nur in sehr wenigen Fällen klar, der Sound ist halt schon viel anonymer) – obwohl ich #7 noch nie zuvor gehört habe, glaube ich ist das hier das erste wirklich neue Stück für mich … ich brauch jetzt ne Wassermelone, oder so
– im ernst, das Album lag früher immer in den Grabbelkisten (früher = späte 90er, es gab 1997 ein Reissue davon) und ich konnte mich überhaupt nicht damit anfreunden … im Rahmen des CTI-Threads wurde es ja auch wieder erwähnt und ich dachte mir schon, dass ich es mal wieder auschecken sollte – jetzt weiss ich es!
Ja, ein toller Groove – hör Dir einfach mal die ersten paar Takte wiederholt an! Und dann ebenso tolle Soli, die den Groove aber nie abreißen lassen. Und großartig messerscharf aufgenommen.
#9 – und auch das fügt sich nahtlos an … der Anfang klingt wie bei diesen Jams von Miles, das Tempo muss sich erstmal festigen, egal, der Produzent schneidet das dann schon passend zusammen … wieder sehr entspannt, aber dunkler als der Track davor, getragen vom Bass, während Gitarre und Drums irgendwie „störender“ spielen dürfen, ohne dass sie sich deshalb mehr Freiheiten nehmen müssten … Tenor klingt vertraut, aber ich wage keine Vermutung – oder doch, hm … nein. Sehr schön der Einstieg der Gitarre, die allererste Phrase – klasse! Leichte Sitar-Anklänge … und ein Ton, der ein Ohr für den Rock verrät … aber hier überlasse ich redbeans das Feld. Dass ich mir beim Tenor nicht sicher bin, fuchst mich allerdings ein wenig. Gefällt mir insgesamt etwas weniger gut als der Track davor, mit diesem dunklen Grund-Grummeln müsste etwas mehr passieren, sich etwas entladen, aber das geschieht dann eben doch nicht … oder schon? Nachher wiederholen, aber erstmal weiter zu …
Das hast Du inzwischen, oder? Ja, der Miles-Einfluss der späten 60er ist unüberhörbar und der Gitarrist ist dafür wohl mit verantwortlich. Für mich ein irgendwie schräger Ohrwurm.
#10 – ein vertrautes Stück zum Abschluss … schönes Gitarrensolo (mit Beinah-Zitat von „A Good Life“?) – kenne ich natürlich auch
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Klar, das kennst Du. Aber ist wunderschön, oder? Dabei ist das nur die Alternate-Version als Bonus Track, ohne Streicher, eigentlich völlig underproduced aber für mich umso schöner.
Jedenfalls schon mal ein dickes Dankeschön an Friedrich – feine Zusammenstellung!
You’re welcome!
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“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.” (From the movie Sinners by Ryan Coogler)