Re: Kamasi Washington – The Epic

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vorgarten

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gypsy tail windKlar, beim oberflächlichen, beiläufigen Hören, ist das einfach nochmal ein Album mit Lee Morgan oder noch ein Cannonball-Album … aber die Stimmen, die da zu hören sind, haben meines Erachtens eben doch sehr oft einen beachtlichen Tiefgang, wenn man sich denn hinsetzt und wirklich zuhört.

ich glaube das eben nicht so – wir überblicken da heute einen restlos verfügbaren korpus, können alle möglichen querbezüge herstellen, all das, was bei neuen sachen noch nicht möglich ist. ich weiß auch nicht, ob es zu einem selbstverständnis eines lee morgan gehört hat, eine „auratische stimme“ zu sein – mir klingt er immer danach, dass er einfach gut spielen, den strukturen etwas originelles abgewinnen, es den anderen trompetern mal richtig zeigen wollte (und er auch ein bisschen „einfach seinen job“ gemacht hat in einer zeit, als jazzmusiker sein noch nicht etwas so exotisches war).

ich vermisse manchmal gegenüber einigen, die heutzutage ziemlich viel wagen, die gleiche sorgfältige aufmerksamkeit, die jeder 50er-jahre-posaunist aus der dritten reihe heute für sich beanspruchen darf.

auch ich spreche damit niemanden persönlich an – mir ist auch der punkt des selbstverständnisses der musiker wichtiger als der der (mangelnden) wertschätzung.

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