Re: Berlinale 2015

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sonic-juice
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@friedrich: Dass Du in Deiner ausführlichen Kritik „nur“ auf die Story, aber mit keinem Wort auf Ästhetik, Kameraführung, Schnitt und Komposition des Films eingehst, die im Film ja durchaus dominante gestalterische Mittel sind, legt nahe, dass Du da offenbar einen ganz anderen Fokus und andere Erwartungen hattest. Auch die Charakterisierung der beiden Protagonistinnen sah ich anders, für mich waren beide durchaus auf Augenhöhe mit ihren Stärken, Schwächen und Neurosen und schenkten sich gegenseitig im Wechselbad zwischen agressiven Sticheleien und ehrlich empfundener Zuneigung nichts. Nur ist mal – durch äußere Umstände – die eine in der souveräneren Position, mal die andere, verstärkt durch den jeweiligen männlichen Störfaktor an der Seite, der die Balance in der Beziehung der beiden Frauen ins Wackeln bringt. Und da rächt sich dann halt mehr oder weniger ungewollt das egozentrische Verhalten der Vergangenheit. Das halte ich für brillant austariert in der Komposition des Films, auch durch die unvermittelten Sprünge zwischen den Zeitebenen. Im Übrigen hatte der Film viele Momente, die die Tragik durch bittersüße Komik, Zärtlichkeit und visuelle Schönheit konterkariert haben. Wie Alex Ross Perry die Stimmung des Films mit Einsatz aller zur Verfügung stehender erzählerischer und gestalterischer Mittel so in Schwebe hält, fand ich durchweg faszinierend. Wir haben jedenfalls alle mit glühenden Augen und vollgetankten Sinnen das Kino verlassen.

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