Startseite › Foren › Kulturgut › Das musikalische Philosophicum › "Handgemachte Musik" – Sinnvoller Begriff oder überholte Vorstellung? › Re: "Handgemachte Musik" – Sinnvoller Begriff oder überholte Vorstellung?
Was mich heute sehr, sehr berührt hat: Mein Ältester (11 J.) saß heute erneut wie gebannt neben dem CD-Player und hörte sich immer und immer wieder den Song „Ich bin wie ich bin“ von den Wise Guys an. An diesem Song hat er schon seit Längerem einen Narren gefressen. In dem Text geht es um das uns allen gegenwärtige „I am what I am“ in Reinkultur, da ist nichts, was irgendwie besonders oder neu wäre. Aber in dem Text steckt für den Jungen, der selbst auch weiß, dass er ein etwas spezieller Typ ist, so viel Wahrhaftigkeit, so viel Identifikation, dass ich hier auch mal gerne sagen möchte, dass so etwas auf jeden Fall auch für Popsongs, und nicht immer nur für „große“ oder „klassische“ oder „ernste“ Kunst gelten kann.
Die Ehrlichkeit dahinter ist auch in diesem Fall völlig wurst. Aber der Song selbst bietet meinem Sohn eine ganz stark wirkende Verdichtung dessen, was er emotional und gedanklich wohl ohnehin schon in sich trug, aber in dieser Form noch nie wie in einem Brennglas fokussiert „gesehen“ hat.
Ein Hoch auf gute Gebrauchs-, Gelegenheits- und Poplyrik, die eben auch eine Berechtigung hat, wenn sie Wahrhaftiges in sich trägt.
Und „handgemachter“ als die Wise Guys geht ja kaum… bleib mir wech mit irgendwelchen Schrammelgitarren, die machen alles mit körpereigenem Instrumentarium! Wie ehrlich ist das denn bitteschön!
--