Re: "Handgemachte Musik" – Sinnvoller Begriff oder überholte Vorstellung?

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gruenschnabel

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Beiträge: 6,129

gypsy tail windHm, da kommt der gute MRR ja mal wieder reichlich arrogant rüber – das war aber auch eine seiner Kernkompetenzen ;-)

Obwohl ich mit dieser arroganten Art überhaupt keine Schwierigkeiten habe, kann ich deinen Einwand verstehen. RR war ja letztlich auch oftmals dabei, seinen Zuständigkeitsbereich als Kritiker zu sichern, erweitern… Hinter einer solchen Äußerung steckt womöglich auch ein Kalkül der Macht – aber was soll’s: Grundsätzlich messe ich der Äußerung Wahrhaftigkeit bei. Und das mit den Vögeln lässt sich so wunderbar auf die Musik übertragen: Ich meine schon mehrere Musiker kennen gelernt zu haben, die das, was sie in wundervoller Art besingen, gar nicht groß durchschauen – und auch nicht so genau wissen, wie sie das machen. Und das ist ja dann auch sowas von nebensächlich.

gypsy tail windSo kategorisch würde ich das nie formulieren, denn die Möglichkeit, dass ein Buch eben so gelesen werden will, ja muss (mit einem „Schlüssel“, wie Du es formulierst), ist ja nicht ausgeschlossen. Es ist einfach nicht die einzige, sondern eine von vielen möglichen Herangehensweisen – und welche man wählt, kann natürlich auch kein purer Zufall oder Resultat von Vorlieben sein, sondern soll dem „Text“ angemessen sein, sprich: die Argumentationsweise sollte nachvollziehbar, plausibel und stimmig sein – das Öffnen des Feldes, dessen befreienden Effekt Du schön beschreibst, erschwert letzlich die Lektüre auch wieder, weil man sich das Feld eben stets abstecken muss (und nichts langweilt mich dabei so sehr wie Leute, die einer „Schule“ anhängen und ein Schema haben, in das sie alles pressen können). Ob man so auf Unehrlichkeit entlarven kann, wäre dann die Frage … man kann sich vermutlich selten sicher sein, aber man kann so z.B. – wie oben ja verlangt – mit einem einzelnen Song arbeiten und sich ein Fundament schaffen, auf dem man wiederum Hypothesen oder Argumente formuliert.

Genau. Ich halte auch nichts von Beliebigkeit in dem Sinne, dass man die Kunst als Projektionsfläche für seine eigene beschränkte Sicht der Dinge gebraucht (das tue ich wohl dennoch oft genug, z.T. ohne es zu merken). Und selbstverständlich „verträgt“ die Beschäftigung mit Kunst auch eine Hinwendung zum Sub- und Kon- und Meta-Text, ja das kann mitunter die Auseinandersetzung sogar erheblich befördern / bereichern. Aber wie du sagst: Das Kunststück selbst sollte in seiner unbedingt anzuerkennenden Eigenart nicht übergangen oder von vornherein in eine bestimmte Zone verwiesen werden. Denn bei aller Rätselhaftigkeit, Vielschichtigkeit, Offenheit gibt es ja in der Tat auch „Antworten“, die man bekommt, wenn man es befragt.

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