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Dennis Blandford@ wa: Es gibt denkwürdige Melodien u. Anlehnungen an alte Großtaten, die man nicht unter den Tisch reden kann (Mike Post, Fragments, Mirror Door, Purple Dress u. Black Widow)
Die Band hat heute mehr zu sagen als die Stones……und das ist gut so. :teufel_2:
Nachdem meine US-Deluxe-Ausgabe dank JPC gestern eingetroffen ist, erlaube ich mir, nach mehrmaligem kompletten Durchhören auch meinen Senf dazuzugeben.
Die vielfache Euphorie über „Fragments“ kann ich leider so nicht teilen. Und ausserdem erinnert es mich weniger an „Baba“ als an „Another Tricky Day“ vom zu Unrecht geschmähten „Face Dances“ Album (1981), ohne aber dessen Kraft und Energie jemals zu erreichen. Synthie-Sequenzen sind ja bei Pete nichts wirklich Neues, und z.B. auf Psychoderelict deutlich besser in Szene gesetzt worden. „Fragments“ hätte bestimmt gut auf „Scoop 4“ oder so gepasst, den Anspruch an ein WHO-Album erfüllt der Song leider nicht.
Von ganz anderem Kaliber sind die Highlights, und hier teile ich die Begeisterung bezüglich „Black Widows Eyes“ und „We got a hit“. Kopfschüttelnd nimmt man aber zur Kenntnis, daß auf der regulären Fassung nur die radiountaugliche short version von „Hit“ vorhanden ist. Das es auch anders und besser geht, beweist die auf den US- und UK-Deluxe-Ausgaben enthaltene Extended Version mit immerhin 3 Minuten Spieldauer. Sollte der Song tatsächlich ein „Hit“ werden, wird man sich bezüglich der weiteren Auflage des regulären Albums bei Polydor etwas einfallen lassen müssen.
Mit kleinen Einschränkungen (was soll das „Mandoline trifft auf Heavy Metal“-Intro?) begeistert auch „Mike Post Theme“. Der Song hat alles, was einen guten WHO-Song in den 70s und 80s ausgemacht hat. „Its not enough“ wurde im Vorfeld als Clapton-Kopie verrissen. Zu Unrecht, der Track hat seine Qualitäten, und Clapton ist nun wirklich nicht das schlechteste Vorbild. Damit dürfte eher Tom Waits gemeint sein, der für die grausamen Vocals bei „In the ether“ Pate gestanden haben muß. Einfach nur unterirdisch.
„God speaks“ ist da schon von anderer Qualität, ein guter Townshend-Song, der auch vor 35 Jahren auf „Who came first“ sein hätte können. „Purple Dress“ und „2000 Years“ – ungewöhnlich leise, nicht übel. Eher schon „You stand by me“, klingt wie ein Demo, das bei der Scoop-Serie aussortiert wurde.
Und dann die „Mini-Opera“. Größtenteils geniale Song-Fragmente (sinnigerweise bis auf „Fragments II“), ärgerlich die minimalistische Umsetzung, nicht nur bei „Hit“. Ob „Sound round“, „Pick up the peace“ und wie sie alle heissen, sie hätten auch in Normallänge ihre Berechtigung gehabt. So bleiben sie prima Appetitanreger, aber wirklich satt wird man nicht davon.
Nichts gegen ein flottes Singspiel mit kurzen Teilstücken a la „A quick one“, da machten die kurzen Schnipsel Sinn und jeder hatte Spass daran, aber das hier ist weder was Halbes noch was Ganzes.
Müßte ich jetzt eine Bewertung in Sternen abgeben, dann würde ich trotz aller Kritik gute **** vergeben. Denn wir reden von THE WHO und messen das Werk vor allem an der eigenen, zeitweise überirdisch guten Vergangenheit, für Alben wie QUADROPHENIA oder LEEDS wären selbst die ****** des Konkurrenzblattes ME/SOUNDS noch zu wenig. Im Vergleich mit allem, was nach QUADROPHENIA veröffentlicht wurde, schlägt sich ENDLESS WIRE ganz beachtlich.
Vergleicht man gar WIRE mit dem jüngsten Stones-Machwerk „Bigger Bang“, dann bleiben Pete und Roger klare Punktsieger. Oder kann sich noch jemand an irgendeinen Song des völlig belanglosen letzten Album der Glimmer Twins erinnern? Nach „Tattoo you“, der in meinen Augen und Ohren letzten wirklich beachtlichen LP von Mick, Keith & Co, fanden sich auf den weiteren Scheiben der Stones wenigstens ein oder zwei brauchbare Songs. Auf „Bigger Bang“ fand ich leider gar nix mehr. Nicht zuletzt deshalb rechnete man in unseren Kreisen wohl mit einer ähnlich belanglosen Nullnummer bei Roger & Pete, doch die Jungs haben alle – nicht nur uns – angenehm überrascht.
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