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soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"
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bullschuetzSo ist es. Loslassen, ohne die Beherrschung zu verlieren, Freiheit und Kontrolle – die Quadratur des Kreises gelang keinem so schwerelos.
Bei kaum einem anderen Künstler (höchstens Hendrix, wenn überhaupt) wäre ich da so neugierig. Cooke hat ja gerade in den letzten Jahren, 1962 bis 1964, einen derart weiten Claim abgesteckt, die Landkarte der Möglichkeiten für sich so erweitert, neue Mischungsverhältnisse auf der Palette angerührt. Die Pole Harlem Square einerseits und Copa andererseits, Night Beat und A Change is … Er war eigentlich erst dabei, sich seine Wurzeln ganz entschlossen nutzbar zu machen, all die Nuancen des schwarzen – und auch weißen – Musikerbes auszuloten und gleichzeitig Neues aufzunehmen, Einflüsse von Blues bis Dylan aufzusaugen, seine glühende Gospelprägung und die souveräne Sophistication, wie sie auf Night Beat zu hören ist, zusammenzubringen und nebenbei entschlossen Pop zu machen, aber zu den eigenen Bedingungen, erdig, gospelwissend, nicht für den weißen Markt gesüßt („Bring it on home to me“!). Er stand in mancher Hinsicht womöglich erst am Anfang einer Entwicklung. Jedenfalls höre ich da nirgends künstlerische Erschöpfung.
Und dann kamen die enormen Schübe in der Soul-Musik Mitte der 60er bis Anfang der 70er: Cooke hätte – auf der Höhe seiner künstlerischen Kraft – diese Welle reiten können. Social Consciousness, Funkyness, die Erweiterung des Dictionary of Soul durch Mayfield, Hayes, Gaye, Hathaway – von all dem hätte ein aufnahmefähiger Künstler wie er sich inspirieren lassen können, und mit Sicherheit hätte er wiederum andere inspiriert. Rückkoppelungen, Zündfunken … Was wäre da alles möglich gewesen?
Total spekulativ, klar. Sinnlos, sich den Kopf zu zerbrechen. Beklagenswert.
Bin da schon bei Dir, grundsätzlich…wobei dies natürlich die potentiell positive Zukunftsauslotung darstellt (was ich in einer Vorpost als „ganzheitlich zwingend“ für seine diesseitige Karriere vermeinte)…und „die dunkle Seite“ mal aussen vor lässt aka Vereinnahmung durch den Markt/Industrie, Verlust der Fähigkeit bzw dem Gespür zwischen Innovation und Marktfolge zu unterscheiden, sich in eine späteren Musikrichtung zu verrennen (was wir dann bei geliebten Künstler positiv mit „genial gescheitert“ beschreiben)…und dann bleibt für mich auch immer die Frage, welche Wertschätzung das vorghandene Oeuvre des Künstlers nunmehr haben würde, wäre es quantitativ nicht darauf beschränkt sondern Teil eines langfristigen Wirkens und Schaffens…Frage, Fragen, Nichts als Fragen (courtesy Winni The Pooh)
weil gerade in einem anderen Thread ein Thema, das „wie wäre es wohl weitergegangen“ wäre für mich superspannend bei John Coltrane……..
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)