Re: Motown – Hits vom Fließband

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nail75

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bullschuetzGenau das glaube ich auch – was Motown generalstabsmäßig betrieb, lief, kommt mir vor, etwas hemdsärmeliger auch andernorts ab.

Jeder Musiker, der für ein Label Musik veröffentlicht, muss Leute bezahlen, die Produktion, Herstellung und Vertrieb organisieren. Heute kann man das selbst machen, in den 1960ern oder 1970ern war das unmöglich. Diese Leute, die das machen, müssen aber von irgendetwas leben. Und da 90% der Veröffentlichungen von Labels Verlust machen, müssen die Einnahmen, die durch die Hits generiert werden, umso höher sein.

Wie gesagt: heutzutage kann man in kleinem Maßstab seine Musik selbst vertreiben. Aber Musiker wollen natürlich im Idealfall dennoch einen Labeldeal, weil sie diese furchtbare Kleinarbeit nicht erledigen müssen, die sie ja nur vom Musikmachen abhält, das ja immer noch genug „andere“ Arbeit mit sich bringt.

Go1Du musst da schon den Kontext berücksichtigen, in dem meine Aussage steht. Ich widerspreche damit der These, „dass (…) ökonomisches Kalkül, Streben nach Gewinn, Marktdruck usw. … das Kunstschaffen … überhaupt erst möglich gemacht haben“. Und der folgende Satz führt ein Beispiel an, worin die größere Freiheit bestanden haben könnte: „Sie hätten dann jedenfalls weniger Konfektionsware produziert und weniger Zeit mit der Ausbeutung von Erfolgsformeln verschwendet.“ Ich meine nämlich schon, dass künstlerisches Talent hier nicht nur entwickelt, sondern teilweise auch verschwendet worden ist.

Sicher. Genauso kann Talent auf andere Weise verschwendet werden.

Ich denke, du hast Recht, dass der erste Impuls des Kunstschaffenden nicht ökonomisch ist. Aber an irgendeiner Stelle braucht der Kunstschaffende ökonomisches Verständnis, wenn er von seiner Kunst leben will. Und wenn er wirklichen Massenerfolg will, dann braucht er professionelle Unterstützung. Alle Youtube-Phänomene der letzten Jahre sind letztlich doch bei einem Label gelandet, weil nur die über die Kenntnisse verfügen, einen Markt zu bedienen.

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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.