Re: Jazz zwischen Kunst und Kommerz

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nicht_vom_forum

Registriert seit: 18.01.2009

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ferryWenn die originären Ideen des (modernen) Jazz eben das Aufbrechen von Formen und Hörgewohnheiten, Expression von Emotionen usw. ist kann das mit kommerziellen Absichten ja eigentlich gar nichts zu tun haben. Der Wunsch des Pop- Hörers nach einfachen musikalischen Formen, eingängiger Melodie wird mehr oder weniger nicht erfüllt.

Und was mir zum Thema auch noch eingefallen ist: Viele der Jazz- Standards stammen ja aus Broadway- Musicals der Zwanziger- und Dreissiger- Jahre. Es handelt sich um Kompositionen mit klar kommerziellem Hintergrund, aber von hoher Qualität. Also eigentlich ein gutes Beispiel, dass Kommerz und künstlerische Qualität kein Widerspruch sein muss.

Insbesondere sind natürlich Kommerz und handwerkliche (in diesem Fall kompositorische) Qualität kein Widerspruch. Standards waren ja (auch) dafür gedacht, von möglichst vielen Orchestern und Gruppen live gespielt zu werden. Je mehr dann (m. E. ist es kein Zufall, dass diese Entwicklung zeitlich mit der steigenden Verbreitung von Tonträgern korreliert) die einzelne Aufführung in den Vordergrund rückte (sei es live oder auf Tonträger), desto mehr wurden individuelle Aspekte wichtiger, was sich in der Pop-/Rockmusik eher durch ausgefeiltere Produktion und im Jazz eher durch freiere Formen äußerte.

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