Re: Jazz zwischen Kunst und Kommerz

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ferry

Registriert seit: 31.10.2010

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Interessante Gedanken von Dir zum Thema Standards, Melodie und Improvisation, gypsy. Und doch eigentlich gar nicht so sehr off-Topic. Denn es bestehen ja auch Zusammenhänge zwischen dem kommerziellen Potential und der Länge von Improvisationen, eingängiger Melodie etc. Der Vorwurf der Kommerzialität sollte im Jazz deshalb ja eigentlich gar kein grosses Thema sein.

gypsy tail wind… Dass einer die Melodie als zentrales Element der Improvisation verwendet, quasi motivisch vorgeht, ist vergleichsweise viel seltener.

gypsy tail wind
Letztlich ist auch das alles wieder eine Frage von Erwartungen und von individueller Wahrnehmung. Dem einen geht es um die möglichst raffinierte Auslegung der „changes“, dem anderen um die Sanglichkeit der Linie, die Melodie, dem dritten um die rohe Expression von Emotionen, dem vierten um die Sublimierung des Unmittelbaren …

grünschnabel
Und ich mache, glaube ich, zur Zeit mehr oder weniger bewusst Versuche, meinen Sinn für Formgestaltung auf seine Veränderbarkeit hin zu testen.

Wenn die originären Ideen des (modernen) Jazz eben das Aufbrechen von Formen und Hörgewohnheiten, Expression von Emotionen usw. ist kann das mit kommerziellen Absichten ja eigentlich gar nichts zu tun haben. Der Wunsch des Pop- Hörers nach einfachen musikalischen Formen, eingängiger Melodie wird mehr oder weniger nicht erfüllt.

Und was mir zum Thema auch noch eingefallen ist: Viele der Jazz- Standards stammen ja aus Broadway- Musicals der Zwanziger- und Dreissiger- Jahre. Es handelt sich um Kompositionen mit klar kommerziellem Hintergrund, aber von hoher Qualität. Also eigentlich ein gutes Beispiel, dass Kommerz und künstlerische Qualität kein Widerspruch sein muss.

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