Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Eine Frage des Stils › Blue Note – das Jazzforum › Jazz zwischen Kunst und Kommerz › Re: Jazz zwischen Kunst und Kommerz
Anonym
Registriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
Nicht_vom_ForumDas hängt aber auch damit zusammen, dass „Kunst“ kein fest definierter Begriff ist und verschiedene Aufgaben bzw. Ausprägungen hat. Motown und der von Dir beschriebene Mechanismus wären völlig undenkbar, wenn sich in den USA nicht gleichzeitig gesellschaftlch ein Klima entwickelt hätte, das von neuem schwarzen Selbstbewusstsein geprägt war (Was von der Bürgerrechtsbewegung über Musik bis zu Blaxploitation-Filmen reichte). In dieser Situtation ist eine „Entität“, die handwerklich auf hohem Niveau den Zeitgeist abbildet zwar „Kunst“ (wie z. B. auch Mozart), das Ergebnis hat aber aber mit dem Kunstbegriff, den jemand wie Peter Brötzmann für sich in Anspruch nimmt, wenig zu tun. (Disclaimer: Diese Aussage enthält keine Wertung.)
Stimmt alles. Das Ineinanderfallen von kommerzieller Ambition und musikalischem Zeitgeistausdruck ist bei Motown ganz sicher aus der besonderen historischen Situation heraus zu verstehen. Der Kapitalismus Motownscher Prägung war ja auch eine Selbstermächtigung und insofern eine politisch emanzipatorische Leistung. Künstlerisches Selbstbewusstsein, wirtschaftliche Autonomie, „Race music“-Grenzen sprengende Ambition – da kam schon vieles zusammen.
Und was auch stimmt: Den Begriff „Kunst“ habe ich maximal naiv und definitorisch unreflektiert verwendet.
--