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Nicht_vom_ForumGlaubst Du eine Hobbymusiker-Debatte ließe sich im aktuellen Jazz noch sinnvoll führen? Mir scheint es schon aus handwerklichen Erwägungen heraus schwierig zu sein, als Jazz-Musiker heute noch ernstgenommen zu werden bzw. erfolgreich zu sein, wenn man bis zum 30. Geburtstag nicht einige tausend Stunden an seinem Instrument verbracht und das ganze mit einem Minimum an Musiktheorie unterbaut hat. Was im Grunde auf ein Leben als Berufsmusiker (sei es als Autodidakt oder mit Studium) herauslaufen würde…
Ganz davon abgesehen, dass man sich ja auch noch irgendwie einen Namen in der „Szene“ machen muss, um irgendwo (mit-)spielen zu können.
Keine Ahnung, vermutlich nicht, weil das halt eben mit Nebenjobs und so läuft … früher gab es dazu die Jobs in den Bands der TV-Stationen, in den USA zudem die ganzen Jobs in Hollywood, von denen viele Musiker komfortabel leben konnten (wobei manche auch für Jahre völlig von der Bildfläche verschwanden, sprich von der Jazz-Szene auch nicht mehr sonderlich ernst genommen wurden, oder nur noch als Erinnerung). Aber das ist ja auch fünfzig Jahre her … was ich oben mal antönte war ja bloss, dass die eine oder andere Überlegung, die man sich damals anstellte (wenn man die Profis schlechtredete) heute in anderem Rahmen nicht minder aktuell ist (aber gegenseitige Kritik unter Musikern ist ja längst ein Tabu, ein offenes Wort hört man selten … ich las grad kürzlich über die „‚beautiful‘ defense“ – das geht so, dass wenn ein Musiker zu einem anderen befragt wird, zu dem er nichts Positives zu sagen hat, halt sagt: „he’s beautiful“ – sowas hört man ja tatsächlich recht oft in Interviews).
Das mit den tausenden Stunden halte ich, wenn es denn stimmt (ich weiss es nicht, ich denke auch nicht, dass diesbezüglich alle gleich ticken, die Mainstreamer mit den tollsten Akkord-Konversionen und so verlangen sowas vielleicht, die anderen hören auch einfach erst mal zu) für ein Systemproblem. Man liest doch auch heute immer mal wieder von einem phantastischen Musiker, der sein Instrument (oder überhaupt die Musik als aktiv Praktizierender) erst mit 20 entdeckt hat. Ich plädiere da wohl einfach für mehr Offenheit und Toleranz, wo es mir eben scheint, dass ein „gutes“ System mit Schulen und soliden Ausbildungen (die braucht man für die Studio-, Musical- etc. Jobs, klar – aber ist der Jazzmusiker denn heute schon von Schule wegen auf das konditioniert? diese Art von Pragmatismus, wenn es doch – wenigstens auch – um Kunst gehen soll, stimmt mich traurig) dieser Offenheit gerade eher im Weg steht.
Nicht_vom_ForumIch kann ihn ja mal fragen, hier im Loft gehört er ja quasi zum Inventar (eigene Aussage).
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Bologna-Studiengänge sind nicht nur für Musiker ungeeignet… Ich habe (anhand der Absolventen, die ich schon gehört habe geurteilt – ohne Kenntnis von innen) von der Kölner Musikhochschule nicht den Eindruck, als wäre sie durch Multiple-Choice, Credit-Points und „Hefte raus, Klassenarbeit“ geprägt.
Dafür ist Gratkowski doch viel zu alt … aber egal, meine Darstellung war natürlich völlig überzeichnet!
Aber im Jazzgeschichte-Kurs könnte man schon gut mit Multiple-Choice arbeiten, zum Beispiel:
13. Wer ist der Poppa?
a) Moll
b) Lou
14. Was will der Poppa?
a) fatassa models beglubschen
b) ein Sammich
17. Wer ist der grösste Trompeter des Jazz
a) Lester Bowie
b) Wynton Marsalis
ach so, noch eine:
39. Wen hält Dee Dee für die grösste Jazzsängerin der Gegenwart (und der letzten vier Jahrzehnte)?
a) Dee Dee
b) Dee Dee
:lol:
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