Re: Jazz zwischen Kunst und Kommerz

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gypsy-tail-wind
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Die Hobbymusiker-Debatte war in der Schweiz in den Sechzigern ganz gross … Profis wurden misstrauisch betrachtet, weil „das ja nicht möglich ist“. Also „aufrechte“ Musik und zugleich davon leben, das geht nicht. Die wichtigen Jazzfestivals hiessen damals demnach „Amateurjazzfestivals“. Ich weiss nicht, ob es diese Diskussion in Deutschland auch gab, ich glaube zumindest nicht in dem selben Aussmass (und irgendwie dünkt mich, ich hätte dazu schon einmal ein paar Zeilen geschrieben – alledings finde ich auf die Schnelle nichts).

Und doch, ich glaube schon, dass eine Mehrzahl der Musiker, um die es geht – Jazzmusiker im allerweitesten Sinn, also auch solche, die eher der frei improvisierenden Szene zugerechnet werden oder elektro-akustische Klänge (eai) produzieren – zumeist ohne Brotjobs auskommen bzw. solche Jobs in nicht völlig fremden Gebieten haben: Sie arbeiten in Tonstudios (als Freelancer, als Musiker für Kollegen und Projekte, als Mixer, als Produzenten), im Radio oder so, oder noch wahrscheinlicher: sie geben Unterricht. Keine Ahnung, wie das in Deutschland funktioniert, aber hier gibt es „Jugendmusikschulen“, die nicht mit den Schulen direkt verknüpft sind (aber über Verbände/Gewerkschaften organisiert, wobei hierzulande Gewerkschaften notorisch unbedeutend sind – leider/zum Glück … es gibt Sonnen- und Schattenseiten), Gymnasien bieten Musikunterricht (auch für Schüler, die das nicht aufgrund der Ausrichtung machen müssen – ich hatte z.B. die Wahl zwischen Zeichnen und Musik und belegte ersteres, da ich sowieso wusste, dass ich Musik machen würde, ich weiss nicht mehr, ob das meine Eltern teurer zu kosten kam oder nicht, ich glaube nicht, dass man als Schüler, der Musik belegt, den individuellen Instrumentalunterricht gratis gekriegt hätte, aber ist eine Weile her). Jedenfalls eröffnen sich an diesen Musikschulen (die man sich nicht als Gebäude vorstellen soll) Verdienstmöglichkeiten (wohl auch solche mit wöchentlicher Barbezahlung und natürlich auch solche, die man in privatem Rahmen weiterführen kann).

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #152: Enja Records 1971-1973 – 14.05., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba