Re: Jazz zwischen Kunst und Kommerz

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nail75

Registriert seit: 16.10.2006

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@Hal Croves: Hmmmm, glaube ich nicht. Ich denke die Situation ist komplexer. Die Popmusik, wie wir sie heute kennen, ist ja immer noch stark von den 60s und einer gewissen gegenkulturellen Identität geprägt. Das macht sich bis heute in der Wahrnehmung bemerkbar. Oder hat irgendjemand bei Picasso „Ausverkauf!“ geschrien?

Dazu kommt noch, dass eigentlich niemand weiß, wie man kommerziellen Erfolg mit Musik erzielt, das heißt, es bleibt nichts anderes übrig, als herumzuexperimentieren. Es gibt solche, die das besser schaffen als andere, aber letztlich tappen alle im Dunkeln. Gleichzeitig bedient Popmusik aber einen Massenmarkt, ist also von kommerziellem Erfolg abhängig. Das ist ein Paradox, für das es letztlich keine Lösung gibt.

Ich will Musikfans auch gar nicht dafür kritisieren, dass sie die kommerziellen Aspekte ausblenden, nur müssen Musiker eben auch von etwas leben – und das war zu allen Zeiten sehr schwierig. Wenn dann auch noch jemand, der offensichtlich mit musikalischen Dienstleistungen sein Geld verdient und es daher besser wissen müsste, so einen abstrusen Quatsch erzählt, dann kann man sehen wie verbreitet diese Sichtweise ist.

Ich glaube aber grundsätzlich nicht, dass mehr Musiker am ökonomischen Druck „zerbrechen“ als Leute, die in anderen Branchen tätig sind. Ein Teil findet seine Nische mit einer Kombination verschiedener freier Tätigkeiten, der andere Teil ergreift verwandte Berufe im Musikgeschäft, ohne von der Musik zu leben. Andere machen etwas ganz anderes und betreiben Musik als Hobby. Was allerdings heutzutage extrem schwer geworden ist, ist von der eigenen Musik zu leben, vor allem, wenn man als Band unterwegs ist. Mit Auftritten Geld zu verdienen, ist unheimlich schwer, mit Tonträgern sowieso.

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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.