Re: John Cale

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nikodemus

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#2: CHURCH OF ANTHRAX (Columbia,1971)

Nach der sehr eingängigen Seite von Cale auf „Vintage Violence“ präsentierte er sich auf seinen Folgewerken weitaus kantiger. Auf den beiden größtenteils instrumentalen Alben „Church of Anthrax“ und „The Academy In Peril“ kollaborierte zum einen mit minimal composer Terry Riley, zum anderen u.a. mit dem Royal Philharmonic Orchestra. Beide Alben gelten nicht als Großtaten von Cale, „Church of Anthrax“ halte ich aber für so interessant, um es näher vorzustellen. Abgesehen von den ungenannten Drummern Bobby Colomby und Bobby Gregg und der Gesangseinlage von Adam Miller haben Cale (Bass, Harpsichord, Piano, Guitar, Violoa, Organ) und Riley (Piano, Organ, Soprano Saxophone) hier alles selbst in der Hand.

Das einleitende Titelstück ist der Killer Track der LP. Wie auf einer schlechten Droge erklingen ein prägnanter Basslauf, klimpernde Keyboards, Loops, Drones und vermengen alles in ein hypnotisch funkiges FreeJazz/Krautrock/SisterRay Monster, welches auch über neun Minuten seine Wirkung nicht verfehlt. The Hall Of Mirrors In The Palace At Versailles beginnt mit Cales Staccato Anschlägen, wozu Riley ein sehr schlängelndes Sopran Saxophone Solo spielt. Das Ganze mäandert vor sich hin und wenn auch Riley dröhnendes Saxophon seine Reize hat, auf die acht Minuten Spieldauer verliert sich das Stück in Beliebigkeit. Das nächste Lied The Soul Of Patrick Lee ist dann zur Überraschung ein Pop Song, der mit seiner traurigen Beerdigungsbratsche und dem beinahe westkalifornischen Chorgesang vielleicht auf dem dritten Alben von The Velvet Underground gepasst hätte, hier ist er doch ein Fremdkörper. Das überlange Ides Of March zeigt, dass Cale bei LaMonte Young gut gelernt hat: Das provokante Anrennen von bearbeitetes Piano links (Riley) gegen rhythmisches Pianotrommeln rechts (Cale) mit jeweils zwei wahnsinnigen Schlagzeugern macht schwindelig, aber wie zu lange Karussellfahrten auch ziemlich Spaß. Das vergleichsweise unspektakuläre The Protoge versucht noch einmal, die vorherigen Zutaten in ein 3 Minuten Kostüm zu pressen, welches aber aufgrund Melodienarmut und wenigen Spielfreude nicht recht gelingt. Auch wenn „Church Of Anthrax“ kein Album ist, welches man selbst als Cale Fan oft hören wird, als Spiegelbild der 70er mit all seinen guten und schlechten Seiten ist es ein interessantes Kind seiner Zeit.

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