Re: Marissa Nadler ~ July

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irrlicht
Nihil

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„July“ ist ein wirklich schönes Album, dem ich mich weitestgehend unvoreingenommen nähern konnte, denn es ist das erste Werk, das ich von Marissa Nadler kennenlernte. Vorangegangen waren nur eine Reihe an Einzeltracks, die mich aber nie wirklich überzeugt haben.

Interessieren würde mich allerdings, wie viel Credits dabei geradewegs an Produzent Randall Dunn gehen, der Nadlers Musik außergewöhnlich schön ins Szene setzt. Der Klang ist vollblutig, durchdringend und überaus transparent, arbeitet viel mit Hall, ist allgemein sehr kunstvoll verworren – in manchen Momenten verdichten sich Stimmdopplungen, Keyboards, Gitarrenpickings, Slides und Streicher zu einem Wolkenbruch aus schwarzem Regen, der ebenso fern und jenseitig wie beklemmend nah ist. Generell: Diese Arrangements! Es gibt auf „July“ eine ganze Menge zu entdecken, von den gespenstischen Melodien in „1923“, dem traumwanderlischen Piano in „I’ve got your name“ und den Klängen, die im Abschlusstrack an eine Spieluhr erinneren, die am Ende abklingt und nie wieder ertönt. Noch präsenter sind jedoch die Gitarrenmelodien, die zu jeder Zeit im Vordergrund stehen. „July“ ist ein sehr düsteres Album; es handelt von Schmerz, Verzweiflung, Rache und Einsamkeit – Marissa Nadler macht Orte und Zeiten zum Fundament ihrer Geschichten, kleinen elliptischen Erzählungen, die mitten im Geschehen ansetzen und irgendwo aufhören, ohne sich wirklich zu verabschieden. An manchen Momenten liegt gerade in dieser Flüchtigkeit eine enorme Wucht, gerade ein Song wie „Dead city Emily“ ist trostloses Niemandsland. Ein verwunschenes Negativ von endlosen Sumpflandschaften und vergilbten Städten.

All diese Songs verbindet etwas Episches, Altertümmliches – aber auch Künstliches. Was der Schwachpunkt dieses Albums ist. Marissa ist eine gute Songwriterin mit einem Gespür für Melancholie und Melodie – eine überzeugende Sängerin und Texterin ist sie für mich hingegen nicht. Teilweise ist der Gesang fast absurd pathetisch, wirkt gestelzt und mitunter überzuckert – von Nadlers Neigung gefühlt jeden Song mehrstimmig zu singen und mit permanenten „Hoo-Hoo“ Einlagen einzuebnen ganz zu schweigen. Negativer Höhepunkt ist das manirierte „Firecrackers“ , das so schleppend verzärtelt vor sich hinsäuselt, dass man am liebsten ein paar Raketen durch die Fenster irgendeiner Kirche in nächster Umgebung schießen will. Ähnlich ist es mit den Texten: Auf mich wirken sie mehr wie Skizzen einer Frau, die gerne düstere Romane liest und sich ein paar clevere Kniffe abgeschaut hat („I keep thinking it was a dream that I hit you when you were down/I keep changing everything from the river to the town/Was it a dream or something sinister.“). Es gibt eine Reihe von Momenten, die in ihrer Unkonkretheit leider seltsam leer und banal anmuten, auch etwas arg wohlbehütet, wie Geschichten von Mädchen eben sind, die an der Bucht auf einem Stein auf ihren Liebsten warten. Hach, seufz. Aber schön, trotzalldem.

Von den Qualitäten, die Künstlerinnen wie Nina Nastasia, Laura Marling oder Angel Olsen ihr Eigen nennen, ist dieses Album aber dann doch eine gute Spur entfernt.

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Hold on Magnolia to that great highway moon