Re: bft#14 – gypsy tail wind

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gypsy-tail-wind
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UDWSo, hier kommen meine Notizen zu CD Numero 2. Danke Gypsy für die Zusammenstellung. Das hat wieder sehr viel Spaß gemacht. Auch wenn ich wohl keinen der hier vertretenen Musiker kenne freue ich mich schon auf die Auflösung („Auch“ kann auch durch „Weil“ ersetzt werden.)

Danke für Deine weiteren Kommentare! Es freut mich sehr, dass plötzlich nochmal Schwung in den Laden kommt!

#13

UDWMein allererster, spontaner Gedanke war: Davy Graham! Aber natürlich ist er das nicht an der Gitarre. Mit der Trompete wird es dann auf einmal herbstlich, mit einem rauen und prägnanten Ton. Das Thema bleibt simpel, auch das Zwiegespräch mit dem Saxophon klingt eher wie die kurze, freundschaftliche Unterhaltung zweier älterer Herren auf der Parkbank. Ich schweife ab und fantasiere, aber das passiert nur, weil mir der Track gut gefällt.

Davy Graham musste ich gerade nachschauen, sagt mir gar nichts, der Name … die Einfachkeit ist hier doch genau der Reiz, das repetitive, die Klarheit des Trompetenmotivs, des Tons der Gitarre, dazu die kontrapunktischen Sax-Linien. Älter waren die wohl noch nicht, damals, aber ganz jung auch nicht mehr (d.h. beim Saxophonisten weiss ich das nicht mal so genau).

#14

UDWHehe, das ist doch bestimmt wieder so ein Bonbon mit Augenzwinkern. Die Begleitung ist ja wahnsinn. Ist das aus einem Western der 40er oder 50er Jahre entnommen? Auch hier wieder: natürlich nicht, aber da bringt es mich jedenfalls unwillkürlich hin. Zum Saxophon kann ich gar nicht viel sagen, bis auf dass das Thema auch nach einem Western-Schlager klingt.

Das Thema hat dieser irre Kerl selbst komponiert … das Ding zielte wohl wirklich auf die Juke Box ab, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es wirklich gelaufen ist.

#15

UDWJetzt wird es eher afrikanisch, vor allem der Bass. Vielleicht liege ich aber auch komplett daneben. Auf alle Fälle wird es groovy, oder doch nur halb. Irgendetwas stottert, aber gerade das übt einen ziemlichen Reiz auf mich aus. Erinnert mich, auch von der Aufnahmequalität her, an den „Jazz aus Südafrika-Sampler“, den ich mal gehört habe, eventuell setz ich mich jetzt aber auch in die Nesseln und das sind alles gestandene, kanonisierte Musiker. Würd mich aber wundern.
Die Soli bleiben irgendwie verhalten und quer im Stück stecken. Unwiderstehlich.

Afrikanisch? Eher Soul Jazz … aber klar, im Vergleich mit anderem Jazz ist der afrikansiche Einschlag dort wichtiger. Das ist aus den USA, kanonisiert sollte wenigstens der Pianist sein, er gewiss, aber sie sind es alle nicht.

#16

UDWHier hat mich der Applaus am Ende doch sehr gewundert. Ist das wirklich ein Live-Stück? Oder ist das nachträglich hinzugefügt? Irgendetwas erinnert mich an diesen französischen Bassisten, den Du oder redbeans in einem der letzten blidfoldtests vorgestellt hat. Das Thema kommt mir arg bekannt vor, das Piano (oder der Synthesizer) klingt manchmal fast wie eine Steeldrum. Insgesamt ist mir das aber zu wenig, um meine Aufmerksamkeit zu fesseln und solch verhallten Soundspielereien kann ich auch sonst eher weniger abgewinnen.

Ja, das kommt von einer Live-Aufnahme. Aber frag mich nicht, ob da noch herumgedoktert wurde. Das Thema ist auch hier wieder ein Original (des Saxophonisten), das Klavier ein Klavier, soweit ich weiss.

#17

UDWOk, ihr möchtet mich hier wirklich mit aller Macht zum Orgeljazz bringen. Hat ja auch schon Früchte getragen. Und was soll ich sagen: auch hier gefällt mir die Orgel sehr. Der Gitarrist liefert in seinem Solo eher Phrasen, in der Begleitung finde ich ihn da spannender und einfallsreicher. Das Saxophon klingt mir auch etwas zu, hmm, exponiert, vielleicht auch nur, weil der Rest der Band so tight spielt. Nochmal hören. Nein, das Saxophon kann mit dem Kickass-swing des Organisten wirklich nicht mithalten.

Ich habe diesen Saxophonisten auf einem eigenen Album kennengelernt, zudem ich eher zufällig kam – und schätze ihn enorm, obwohl ich sonst bis heute nicht viel kenne. Die Orgel ist hier Hauptdarsteller, das ist klar. Den Gitarristen kenne ich bis heute noch viel zu wenig, er ist von den vieren allerdings gewiss der bekannteste.

#18

UDWDer Track ist ziemlich voll mit bizarren Effekten und Klangspielereien, wenn auch oft im Hintergrund. Sind das zwei Trompeten oder eine Trompete und ein seltsam klingendes Saxophon? Vom Humor werde ich leicht ans AEOC erinnert, klingt aber doch nach neuerem Datum. Irgendwie passt hier alles gut zueinander, da kann ich selbst den wolkigen Klang des E-pianos gut goutieren. Und das Thema (oder eher: der Chorus?) ist auch einfach zu göttlich. Macht Spaß und nutzt sich über die 5 Minuten auch nicht ab, dank immer wieder leicht schräger und wunderschöner Einfälle.

Mal vom Synthesizer abgesehen sind die Effekte alle hausgemacht … es gibt eine Trompete, im Ensemble noch eine Posaune und natürlich weitere Saxophone. Das Stück ist der Höhepunkt einer nicht sooo guten Scheibe (die Gruppe hat bessere gemacht), die aber zugleich die erste war, die ich hörte und diejenige, die sich mir am tiefsten eingeprägt hat. AEoC ist vermutlich von der Richtung her nicht falsch, aber ich denke man bediente sich hier an vielen Orten, griff auch auf die Musik, das Wissen einiger Sidemen wie der beiden tollen Solisten an Trompete und Tenorsaxophon zurück.

#19

UDWIch bin ja immer schlecht in der Genre-Bestimmung, aber das hier hat für mich jedenfalls Calypso-Einflüsse. Ist der Pianist der Leader? Sein Solo gefällt mir jedenfalls, auch der Saxophonist klingt souverän, aber für mich etwas weniger aufregend. Oder einfach nur zu bluesig für dieses Setting, obwohl auch diese Melange nach mehrmaligem Hören ihren Reiz entfaltet.

Der Saxophonist ider der Leader … er ist etwas glatt, das mag irritieren, ich schätze ihn sehr, gerade auch die eher mühsam aufzutreibende Scheibe, von dem das Stück hier stammt (ich habe nur eine Kopie, die mir vor Jahren mal ein Freund gemacht hat, der diesen Saxophonisten auch sehr schätzt). Aber wie ich oben schon sagte, der Pianist kommt aus der passenden Weltgegend – nicht Trinidad und Tobago zwar, aber nicht weit von da.

#20

UDWUi, nochmal Calypso? Und ein wahnsinnig dominant abgemischter Bass, der sehr viel Aufmerksamkeit auf sich zieht. Rein vom Sound her ist mir das hier etwas zu penetrant, die charmante, nonchalante Lässigkeit in #19 war mir lieber.

Hier höre ich dann, wie erwähnt, beim Saxophonisten einen recht deutlichen südafrikanischen Einschlag … ich schätze diesen Herrn hier sehr, sein Sound ist unglaublich, was er in seiner jahrzehntelangen Karriere alles gemacht hat noch unglaublicher. Den Mix mag ich irgendwie, er gehört für mich mit zum Charme der Platte – und passt für mich auch zum Spiel des Saxophonisten.

#21

UDWJetzt sind wir aber endgültig ins nebenan liegende, sogenannte „World Music“ Regal abgeglitten… Balkan Jazz mit Tuba. Hat irgendwie was schamloses, wie die Musiker hier die Klaviatur der Gefühle rauf und runter gehen. Vom Trauermarsch über die Hochzeit in den Spaghetti Western. Und wieder zurück. Und die Tuba hält stur ihren Rhythmus, toll. Vom Balkan kommt aber keiner, oder?

Nein, ich glaube nicht, dass einer hier vom Balkan kommt … der Line-Up wird auf der Hülle nicht bekannt gegeben, nur der Name der Band. Ich finde die ganze Scheibe toll, das hier ist eines der kürzeren aber auch eines der mir wirklich lieben Stücke.

#22

UDWDiesen Track hatte ich das erste Mal nebenbei laufen, und jener Erstkontakt war eher nervig. Nebenbei erschließt sich der Humor und die Spielfreude nicht, die hier unverkennbar am Werke sind. Mittlerweile bekomm ich das Grinsen aber nicht mehr aus dem Gesicht. Und wieder so eine Lester Bowie Trompete.Am meisten gefällt mir der große Beckeneinsatz in 1:32, da spielt jemand auf einem sehr kaputten Schlagzeug. Herrlich.

Dang! vorgarten kam ja schon drauf, das ist hier tatsächlich Lester Bowie! :-)

#23

UDWOk, ein Cream Cover… „Politician“, ohne diesen absolut behäbigen, schwerfälligen Groove, der für mich eigentlich das Herzstück des ganzen Songs ist. Hier eher tänzelnd und auf der Dachschräge balancierend. Die Stimme kommt mir gar nicht bekannt vor. Sollte ich ins Blaue hinein raten, würde ich vielleicht mal auf Trixie tippen, eventuell sogar noch mit ihrem Vater an einer der Gitarren? Obwohl, ich glaube nicht. Zumindest nicht, dass Chris Whitley eine der Gitarren spielt (obwohl der Sound ähnlich schmutzig ist…). Das hier ist doch eher was aus den Endsechzigern oder den Siebzigern.

Du bist anscheinend der erste hier, der sich mit Cream auskennt – vielleicht ist der schwerfällige Groove einer der Hauptgründe, warum ich nach einem Erstkontakt vor zwanzig Jahren (ich hörte eine alte CD-Ausgabe von „Disraeli Gears“) der Band bis heute nie weiter nachgegangen bin und mich über Jack Bruce‘ diverse Tätigkeiten auch manchmal etwas wundere … in Tony Williams Lifetime war er doch nichts als ein störender Bremsklotz? Vielleicht höre ich da einfach etwas nicht richtig, aber bei allem Respekt für Bruce‘ Aktivitäten fand ich ihn bisher nie wirklich gut. Mit Trixie hat das hier gar nichts zu tun, aber ein schöner Gedanke (im Oktober tritt sie übrigens in Zürich auf, ich freue mich schon sehr). Friedrich, der eigentlich Auslöser für die Aufnahme des Stückes in den BFT war, hat die Dame (und den Song) hier inzwischen korrekt identifiziert. Vielleicht findet ja doch noch jemand raus, wer die Gitarre im linken Kanal spielt?

#24

UDWTuba Jazz Funk Gospel. Und auch hier würde ich auf 70er tippen. Groovy Ausklang, der ohne Blueslickgitarre für mich noch besser klingen würde.

Ganz frühe 70er ja, auch das wurde erkannt … eine grossartige Scheibe, die mit Jazz wenig am Hut hat, aber ich fand das einen hübschen kleinen Abschluss.

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