Re: The Beatles vs. The Stones

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j-w
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maximum rhythm & blues

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Blitzkrieg Bettina@ mosse Fanden die einzelnen Beatles die anderen Beatles unerträglich oder bloss sich (jeweils) selber?

Ich glaube nicht, dass Mosse darüber Auskunft geben kann.
Das Ende der Beatles war vielen Ursachen geschuldet.

Sie haben ihr Dasein als aktive Liveband beendet aus Gründen:

—  der Isolierung als Blase im Auge des Hurrikans während der Beatlemania (wobei sie das immerhin zusammengeschweißt hat und keinen Keil zwischen sie getrieben hat)
—  des Mangels an technischem Equipment um sich gegen (zig)tausende kreischende Teenager akustisch durchzusetzen
—  des immer größer werdenden Wahns sie als Mega-Promis vorzuführen oder zu instrumentalisieren (man hätte ihnen gewünscht, sie hätten Peter Grant als Manager gehabt!), was dann 1966 auf den Philippinen seinen unrühmlichen Höhepunkt fand

Ein weiterer Einschnitt war

—  der Tod Brian Epsteins, wobei man zu diesem Zeitpunkt Epsteins Bedeutung nicht überschätzen sollte, er hatte eigentlich keinen Plan mehr für seine Schützlinge und war auch nicht in der Lage sie in den letzten 1,5 Jahren vor seinem Tod noch wirklich zu schützen, da er zu sehr mit seinen privaten Problemen zu kämpfen hatte und einfach auch nicht das Rückgrat eines Peter Grant oder auch selbst Allen Klein hatte.
—  die darauf folgende Verschiebung des Gleichgewichts der Achse John und Paul, wo Paul versuchte die drogeninduzierte Lethargie von John und das entstandene Loch durch Epsteins Tod durch Überaktivität zu kompensieren, was das persönliche Verhältnis der beiden stark belastete (durchaus den Problemen von Mick Jagger und Keith Richards von der Dynamik und Systematik her nicht unähnlich)
—  das finanzielle Chaos das durch die Gründung von Apple Corps. Ltd. entstand, womit sich die Fabs hoffnungslos übernommen hatten

Und was alles dann auch noch schwieriger machte war, dass

—  die Vier begannen sich ein Leben außerhalb der Beatlesblase zu suchen. John in Drogen und dann in Yoko (und noch mehr Drogen), George in der indischen Kultur und Religion, Paul als Everybody’s Darling in Swingin‘ London und Ringo blieb als frustrierter Drummer zurück, der merkte, dass die Musikszene sich in Richtungen entwickelte, in der er mit seinem Schlagzeugspiel wie ein hoffnungsloser Anachronist aussah.
—  John Allen Klein als Manager wollte und George und Ringo auf seiner Seite waren und Paul stattdessen Paul Eastman bevorzugte, was dann in die Rechtsstreite mündete, die das Klima zwischen den 4 in den frühen 70s vergiftete.

Aber dass John und George durch die Beatles schwere psychische Schäden davon trugen, ist nicht zutreffend. Johns Trauma lag in seiner Familie, George war erschöpft, ausgelaugt – fand dann Kraft in Indien, aber behielt keine psychischen Schäden. Und dass die Beatles selbst ihr Werk nicht mehr mochten, ist schlichtweg Unsinn. Keiner von ihnen ließ etwas auf ihr Werk kommen, alle waren immens stolz auf das, was sie gemeinsam erreicht haben, keiner hat sich von ihrem Output distanziert, wenn man vielleicht mal ganz einzelne Ausnahmen gegen Ende ihres Schaffens ausnimmt (Paul’s Unzufriedenheit mit Spectors Let it be war da schon die stärkste Kritik, die einer der Vier gegen das gemeinsame Werk geäußert hat).

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Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Blue