Re: Die „Zauberflöte ein Machwerk“? Anderes?

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gypsy-tail-wind
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Beethoven kritisieren finde ich auch nicht gerade erhellend – aber Kritik am Kanon kann doch eine spannende Sache sein. Die Listenmanie, die dieses Forum beherscht, ist letztlich ja auch nichts anderes als ein nie endender Versuch, einen Kanon aufzustellen.

Die Tatsache, dass die Plattenindustrie und der ganze Festivalzirkus auch heute noch auf Repertoire-CDs mit Dingen bestehen, die kein Mensch braucht, die schon vor Jahrzehnten besser gemacht wurden, und der Markt entsprechend mit den immergleichen Stücken überschwemmt wird – das alles hat ja auch mit dem recht engen Kanon zu tun.

Allerdings ist auch da im Einzelfall zu beurteilen … ich erwähnte gerade im LvB-Thread, dass ich Midori Seilers Spiel in den Violinsonaten grossartig finde, Isabelle Fausts Aufnahmen der Sonaten und Partiten für Violine solo von Bach sind endlich unterwegs (sie sind mit ziemlich grosser Sicherheit grandios, ich habe im Laden ausgiebig Probegehört) … und ich halte auch Hilary Hahns Einspielung des Violinkonzertes von Mendelssohn für sehr gelungen und durchaus auf einem Niveau, dass es neben all den „Grossen“ bestehen kann – und dem Werk neue Facetten abgewinnt.

Ich bin also durchaus dafür, den Kanon zu hinterfragen, überhaupt alles immer und überall nach Lust und Laune zu hinterfragen. Aber Beethoven fehlende musikalische Bildung zu attestieren oder irgend so einen Scheiss macht natürlich wenig Sinn.

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