Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Eine Frage des Stils › Über die Klasse der Klassik › Die Zauberflöte ein "Machwerk“? › Re: Die „Zauberflöte ein Machwerk“? Anderes?
gypsy tail wind[…]Warum suchten sich die Nazis gerade die Werke aus, die sie sich eben ausgesucht haben? Klar, bei Nietzsche gibt es mannigfaltige Erklärungen (geisteskranke angeheiratete Nachfahren und deren Machwerk), aber es gibt eben auch mal die Situation, in der solche offensichtlichen Herkunftslinien fehlen und die Frage brennt: Warum dieses Werk? Was steckt da drin, das genau dieses Publikum in einem Masse anspricht, dass es das Werk vereinnahmt und für seine Zwecke einspannt oder missbraucht? Sowas muss natürlich sehr vorsichtig und im Einzelfall betrachtet werden – und vielleicht bleibt am Ende dann doch nur eine Polemik übrig und keine wirklich stichhaltigen Argumente … vielleicht aber auch nicht.
Ganz so rätselhaft dürfte das nicht sein: der Kanon, sofern arisch, blieb. Hervorgehoben bzw „entdeckt“ wurden Künstler der Oberfläche, des Vordergründigen, des überwältigenden Eindrucks.
Ich bin aber nails Meinung (und mir halbwegs sicher, dass das nicht so weit entfernt von den anderen ist): für die Verbrechen der Nazis kann man wirklich keinen, zumal im 20 Jhd. bereits toten Künstler verantwortlich machen. Aber gypsys Frage bleibt, warum ausgerechnet der und nicht dieser Künstler?
Ein anderes Beispiel (aus der Literatur – obwohl es machen bezweifeln werden…) ist Karl May. Angeblich soll Hitler sich ja mit der Lektüre Mays auf seine Kanzlerschaft vorbereitet haben (wie auch immer das gehen soll) und May war ohne Zweifel ein Lieblingsautor Hitlers. Auf der anderen Seite halte ich es für fraglich, ob May mit Hitler einverstanden gewesen wäre (auch wenn sich in seinen Büchern ja Antisemitisches finden lässt) – 1912 sah Hitler May (und Bertha von Suttner) bei einer Lesung und war wohl schwer beeindruckt – obwohl May sich in seinen Vorträgen gegen Rassismus und Krieg wandte.
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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.