Re: Die „Zauberflöte ein Machwerk“? Anderes?

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nail75

Registriert seit: 16.10.2006

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Ich finde es schlichtweg unangemessen und unhistorisch, Komponisten dafür verantwortlich zu machen, wie ihre Musik später eingesetzt wurde, insbesondere dann, wenn in ihrem Werk dafür keine oder wenige Hinweise erkennbar sind. Womit der arme Franz Liszt es verdient hat, in die Nähe der Nazis gerückt zu werden, will ich überhaupt nicht wissen.

Bei Wagner kann man eine gewisse Berechtigung in der ziemlich durchgeknallten Fangemeinde erkennen, die nicht akzeptiert, dass ihr Idol auch Schattenseiten hatte, außerdem in der intimen Nähe des Wagner-Clans zu den Nazis, insbesondere zu Hitler. Dennoch – und bei allem im Übermaß vorhandenen Antisemitismus in der Person Wagners – wir wissen nicht, wie er sich in der Zeit des Dritten Reiches verhalten hätte. Sicherlich lieferte seine Musik genug Material für Gebrauch und Missbrauch, aber Wagner zu einem Unterstützer der Judenverfolgung zu machen, ist schlichtweg nicht haltbar. Ich akzeptiere eine solche Vorgehensweise in Form einer Polemik, als Analyse trägt sie keine zehn Meter weit.

Ich habe den Artikel inzwischen auch gelesen (Danke an gypsy) und bin der Meinung, dass Wagner offensichtlich kein Interesse hatte, dass sich Antisemitismus allzu deutlich in seinen Werken abbildet. Man muss offensichtlich (ich habe seit bald 20 Jahren nichts mehr von Wagner gehört) sehr genau hinsehen und hinhören, um antisemitische Klischees oder Figuren in stark verfremdeter Form wiederzuerkennen. Dass Wagner ein großer Antisemit war, wissen wir aufgrund seiner eigenen Schriften sehr genau. Seine Werke fügen dem nur noch ein Mosaiksteinchen hinzu.

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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.