Re: Die „Zauberflöte ein Machwerk“? Anderes?

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otis
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Keine Frage, Pinch, ich bin da ziemlich bei dir. Aber was sagt uns das jetzt? Ich hatte nur ins Feld geführt, dass Wagners Antisemitismus im Werk selbst nachzulesen sei. Eine abschließende Wertung damit nicht vorweggenommen.
Es war da um die Werk-an-sich Diskussion gegangen, die Partitur ohne Interpretation. Wagner war ein Beispiel.

Und selbstredend hat die Klassik keine eigene Ästhetik, jedes Werk hat letztlich eine eigene, aber sie basiert auf Grundeinstellungen jedes einzelnen Komponisten, die natürlich verwurzelt sind in ihrer Welt. Ein Bach hätte doch gar nicht komponieren können und zu seiner Zeit nicht wollen wollen wie Beethoven oder Schubert. Das romantisch genialisch Gefühlige wäre ihm unglaublich fremd und verdächtig gewesen. Seine persönliche Ästhetik entsprang seiner Welt und war gleichzeitig Ausdruck davon. Das gleiche gilt für Künstler aller Epochen.
Und da kommt die eigene heutige Befindlichkeit ins Spiel. Das genialisch sich gebend Großartige, das den Hörer überrumpelnde ist mir deutlich fremder als das mozartisch „Leichte“, nicht Besserwissende, nicht nach Erlösung Strebende eines LvB.
Oder anders: Liszts Les Preludes sind für mich unhörbar geworden, da sie die Denkformeln eines autoritären Systems offenbar adäquat musikalisch umsetzten. Auch wenn es der Franz nicht wollte und er keine Ahnung davon haben konnte, was kommen würde, so steckt es in der Musik doch schon drin, in ihrer ureigenen Ästhetik. Bei Wagner liegt der Falll sicher etwas anders. Die Ästhetik des Dritten Reiches verkörpert seine Musik eher nicht.

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