Re: Laura Marling – Once I was an Eagle

#8797267  | PERMALINK

monoton

Registriert seit: 07.02.2010

Beiträge: 1,018

Eigentlich mag und brauche ich keine ausufernden Diskurse zu aktuellen Alben, wie derzeit von manchem im „Zur Lage des Forums“-Thread gefordert. Ich habe natürlich nichts dagegen, wenn es stattfindet, aber mich beteiligen oder interessiert nachlesen (wer, was, wann?): Not my cup of tea. Es ist wohl ohnehin eher etwas für „Soft-Musik-Konsumenten“ oder für Menschen, die nach Kontakt und Gleichgesinnten suchen oder für Fans (des jeweiligen Künstlers). Das alles bin ich nicht. Einerseits interessiert mich ein sehr breites Spektrum aktueller (und alter) Musik, d.h. die Entscheidung für Daumen hoch oder runter fällt sehr schnell, und mein Interesse es jemand („Fremden“) zu begründen, ist leider gleich null. Andererseits habe ich kein Bestreben, eigene (subjektive, emotionale) Befindlichkeiten zum Sujet zum Diskurs zu stellen. Mir genügt meine Sichtweise. Interesse habe ich natürlich auch an anderen „ähnlich“ Gestrickten. D.h. mir genügt die reine Erwähnung einer Platte eines bestimmten Users, um zu prüfen, will ich es auch hören (haben) oder nicht.

Irrlicht“Nicht alles gut finden“? So ganz einfach ist die Sache leider nicht. Madame Beatrice Marling ist tatsächlich meine absolute Lieblingskünstlerin und obendrein für drei der imposantesten Zeitdokumente der Gegenwart verantwortlich, wie ich finde. Allein das zwingt mich zu ein wenig Arbeitseifer und dem dringenden Anliegen, mich mit zunächst spröden (oder zu zugänglichen) Strukturen näher zu befassen..

Sind die Strukturen denn nun für Dich spröde oder zu zugänglich. Beides geht doch irgendwie nicht. Auch mein Einwand von oben („keine Aufmerksamkeitspanne mehr für längere Tracks“) bezog sich auf Dein „und die Songs für sich genommen sind oft einfach zu ausufernd“. Nachvollziehen kann ich, dass man, wenn man die ersten Alben eines Musikers(in) wahrhaftig liebt, man Entwicklung nicht problemlos goutieren kann. Für mich waren Lauras Alben bisher interessant, aber auch vom Debüt zum Drittwerk abfällig, so dass ich mir beinahe das aktuelle gar nicht mehr zugelegt hätte, da ich keinerlei Erwartung mehr hatte. Ich hatte viel Talent gehört, aber leider bleib für mich auf Album-Länge zu viel Beliebiges, kein finales Statement. „Once I was an Eagle“ strotzt primär von unaufgeregter Entspanntheit, Laura muss niemandem mehr etwas beweisen, sie kann das spielen, was sie gerade will. Es wirkt wie ein Konzept-Album, trotzdem scheint Laura bei sich selbst angekommen. Ethan Jones (Produzent) fängt Lauras erstmals so ursprünglich musikalisches Wesen in atemrauben Arrangements auf. Joni Mitchell höre ich auf diesem Album auch erstmals (bspw. beim traumhaften „Where Can I Go“). Und schöner als Du selbst, kann man die Stärke dieses Werkes gar nicht umschreiben:

Irrlicht….das Album hat noch diese strenge Würde, aber auch den Bandsound, die Dynamik und Strukturen, die ausbrechen und zu fliegen beginnen (und etwa in „Sophia“ schon zu hören waren)… die tragenden, monotonen Fahrwasser der letzten Tracks, die verstärkt surreale Komponente (man achte etwa auf die Streicher in „Breathe“) und der Memphis Soul von „Where can I go?“….

--