Re: Lesefrüchte

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hal-croves
אור

Registriert seit: 05.09.2012

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„Kälte, schreibt Adorno in der Negativen Dialektik, sei das Grundprinzip ‚der bürgerlichen Subjektivität, ohne das Auschwitz nicht möglich gewesen wäre‘. Die Unfähigkeit zur Liebe, das Unvermögen, andere als verdinglichende Bindungen einzugehen, charakterisiert nach Adorno ‚autoritätsgebundene Charaktere‘, welche ‚durch und durch kalt‘ seien und ‚zutiefst gleichgültig gegen das, was mit allen anderen geschieht‘, sie müssten ‚auch zuinnerst die Möglichkeit von Liebe negieren‘. Das Bestürzende daran sei, so fährt er fort, ‚dass dieser Trend mit dem der gesamten Zivilisation gekoppelt ist. Ihn bekämpfen heißt soviel wie gegen den Weltgeist sein‘. […] Selbst das, was moderne Menschen dann doch zusammenbinde – zum Beispiel der Nationalismus -, beruht nach Adornos Auffassung letztlich auf der Kälte der Repulsion; es handle sich um ‚ein Sich-Zusammenrotten von Erkalteten, die die eigene Kälte nicht ertragen, aber auch nicht ändern können‘.“

Hartmut Rosa, Resonanz, S. 580f.

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"Edle, freie Unbefangenheit bei Allem. ... Alle übrigen Vollkommenheiten sind der Schmuck unsrer Natur; sie aber ist der der Vollkommenheiten selbst. ... Sie ist mehr als Leichtigkeit, sie geht bis zur Kühnheit: sie setzt Ungezwungenheit voraus und fügt Vollkommenheit hinzu. Ohne sie ist alle Schönheit todt, alle Grazie ungeschickt: sie ist überschwenglich, geht über Tapferkeit, über Klugheit, über Vorsicht, ja über Majestät." (Baltasar Gracián) =>mehr<=