Re: Lesefrüchte

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hal-croves
אור

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Vorbemerkung: Bei dem folgenden Artikel ist mir ziemlich unwohl zumute, aber er ist einfach zu gut geschrieben, um ihn auszulassen. Vielleicht nähert man sich ihm am besten wie einem sehr heftigen, aber eben auch sehr guten Horrorfilm.

Bankhaus Wotan & Comp.

Die Deutschnationalen haben auf allen Linien gesiegt, und als tüchtiger Feldherr beschloss K.H. Wolf, dem geschlagenen Feinde keine Zeit zur Sammlung zu gönnen, ihm unverzüglich bis an seine letzte Zufluchtsstätte nachzusetzen. Die Juden mussten ganz vernichtet werden. K.H. Wolfs wilde, verwegene Schar hatte im Sturm die Wahlbezirke der judenfreundlichen Deutschfortschrittlichen in Böhmen erobert, aber der Führer weiß wohl, die stärkste Position der Judenschaft ist die Börse. Nun galt es, sie auch von dort zu vertreiben. Ein Feldzug der Deutschnationalen ward gepredigt: gegen die Börse? Nein, weiter: an die Börse. Am Abend des 8. Jänner verkündet eine Extra-Ausgabe der ‚Ostdeutschen Rundschau‘ den Getreuen die Siege in den Sudetenländern. Am unteren Rand der Seite steht in fetter Schrift: »Wir bitten die Rückseite zu beachten!« Und wenn der Leser gehorsam das Blatt wendete, las er in überlebensgroßen Buchstaben: »Das in nationalen Kreisen bestens bekannte Bank- und Wechselhaus Th. J. Plewa & Sohn (gegründet 1856)« wird empfohlen. »Börsenaufträge für alle Börsen werden bestens ausgeführt.« Mächtige Aufregung ergriff das deutschnationale Lager. Wie leicht hätte man über dem Wahlsieg seine Ausnützung vergessen können! Unruhige Fragen schwirrten hin und her: Die Bureaux von Plewa und Sohn sind wohl schon geschlossen? Es ist ja neun Uhr abends. Wenn man nur morgen früh noch zurechtkommt. Werden Creditactien »auf die Wahlen in Böhmen flau« sein? Soll man Rente geben? Mairente oder Kronenrente? Man müsste telephonisch bei der ‚Ostdeutschen‘ anfragen, wie morgen der Leitartikel sein wird. Wenn Wolf obstructionslustig ist, dann glaubt die Börse nicht mehr an Investitionen. Ich geb‘ Alpine. Heil Schönerer! Heil Wolf! Heil Plewa! (gegründet 1856). Wir haben den »eisernen Ring« von Czechen, Polen und Römlingen zerschlagen. Jetzt lasst uns den Ring von Gold gewinnen, den Schottenring! Wir fürchten niemanden auf der Welt, auch nicht die Gegnerschaft des Goldes. Ein wackerer deutscher Mann steckt jeden Gegner in die Tasche.
Sicherem Vernehmen nach soll außer dem Jahrestag der Schlacht von Sedan und den Geburtstagen Bismarcks, Schönerers und Wolfs auch der Jahrestag der Gründung der Firma Th. J. Plewa & Sohn (Bank- und Wechselhaus, gegr. 1856) als nationaler Feiertag der Deutschen in der Ostmark erklärt werden. Die Frage aller »Interessenten« aber wird von nun an nicht mehr lauten: Wie ist die Lage der Deutschen in Oesterreich?, sondern: »Wie hoch notiert Ostmark?«

(Die Fackel: Nr. 65, Mitte Jänner 1901, S. 18-19)

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"Edle, freie Unbefangenheit bei Allem. ... Alle übrigen Vollkommenheiten sind der Schmuck unsrer Natur; sie aber ist der der Vollkommenheiten selbst. ... Sie ist mehr als Leichtigkeit, sie geht bis zur Kühnheit: sie setzt Ungezwungenheit voraus und fügt Vollkommenheit hinzu. Ohne sie ist alle Schönheit todt, alle Grazie ungeschickt: sie ist überschwenglich, geht über Tapferkeit, über Klugheit, über Vorsicht, ja über Majestät." (Baltasar Gracián) =>mehr<=