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Das ‚Börsenblatt für den deutschen Buchhandel‘ veröffentlicht folgenden Briefwechsel:
Deutsch-akademische Lese- und Redehalle in Wien
VIII/1, Kochgasse 9.
Wien, am 13. August 1900.
Herrn Robert Lutz, Verlagsbuchhandlung
in Stuttgart.
Euer Wohlgeboren!
Namens des Ferialausschusses der deutsch-akademischen Lese- und Redehalle in Wien erlaube ich mir, an Sie mit der Bitte heranzutreten, uns für die Bücherei unseres Vereines, der die deutschnational-freisinnigen Studenten Wiens zu seinen Mitgliedern zählt, ein Exemplar von Fürst Krapotkin’s »Memoiren eines Revolutionärs« spenden zu wollen. Das rege Interesse, das allenthalben im Deutschen Reich den deutschen Studenten Oesterreichs und ihren Bestrebungen entgegengebracht wird, lässt uns hoffen, keine Fehlbitte gethan zu haben.
Mit dem Ausdruck unserer vorzüglichsten Hochachtung zeichne ich
I.A.d.F.-A.:
med. K . . . R . . . . . . .
d.Z. Bücherwart.
*
Stuttgart, 15. August 1900.
Löbl. Deutsch-akadem. Lese- und Redehalle in Wien.
Auf Ihre Zuschrift theile ich Ihnen mit, dass ich Ihrem Wunsche der unentgeltlichen Abgabe der Krapotkin’schen Memoiren nicht entsprechen kann. Ich bin nicht in der Lage, Bücher an wohlhabende Kreise zu verschenken. Die Absatzverhältnisse deutscher Bücher, auch guter und bester, sind häufig derart, dass sie einem deutschen, wohlhabenden und auf Bildung Anspruch machenden Publicum nicht zur Ehre gereichen; während anderseits die Aufforderungen, Bücher unentgeltlich herzugeben, gerade in Deutschland in ein die berechtigten Grenzen überschreitendes System gebracht sind.
Trotzdem bin ich bereit, zu Ihren Gunsten eine Ausnahme zu machen, wenn Sie mir nachweisen können, dass die Mitglieder Ihres Studentenvereines mehr Wasser als Bier trinken, in welchem Falle es mir ein Vergnügen wäre, zur Stillung des Wissensdurstes derselben auf meine Kosten beizutragen.
Hochachtungsvoll
gez. Robert Lutz.
*
Jeder Verleger und Herausgeber wird den vernünftigen Worten des Herrn Lutz zustimmen, besonders hier in Wien, wo das Schnorren um Freiexemplare zu einer wahren Plage geworden ist. Aber es handelt sich diesmal um einen liberalen Verein. Bloß die ‚Ostdeutsche Rundschau‘ hat deshalb von dem Vorfall Notiz genommen und – nicht den Brief des Verlegers, aber das Bettelschreiben der »Deutsch-akademischen Lese- und Redehalle in Wien« abgedruckt. Wer aber nach der Ueberschrift »Schnorrende Judenstudenten«, mit der die Notiz der ‚Ostdeutschen Rundschau‘ versehen war, etwa glaubte, das Blatt des Herrn H.K. Wolff wolle das Schnorren als eine jüdische Unart rügen, hat schwer geirrt. Nicht dass geschnorrt wird, sondern dass »Judenstudenten« schnorren, brachte die ‚Ostdeutsche Rundschau‘ in Harnisch. Bei der Vordringlichkeit der Juden befürchtet sie, dass die deutschnationalen Studenten, wenn sie sich entschließen, schnorren zu gehen, zu spät kommen und bei den schon allzu oft von den »jüdischen« Verbindungen angebettelten Verlegern taube Ohren finden könnten. Sie richtet also ihre Mahnung an die Verleger. Diese mögen »die freche Anmaßung – der Judenstudenten – in ihre Schranken zurückweisen«. »Wenn ein deutscher Buchhändler für deutsche Studenten ein Opfer bringen will, so wird er bei der Lese- und Redehalle deutscher Hochschüler ‚Germania‘ in Wien hiefür genug Gelegenheit finden.« Wie aber, wenn der deutsche Buchhändler von der »Germania« den Nachweis verlangte, dass ihre Mitglieder »mehr Wasser als Bier trinken«?
(Die Fackel: Nr. 51, Ende August 1900, S. 22-24)
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"Edle, freie Unbefangenheit bei Allem. ... Alle übrigen Vollkommenheiten sind der Schmuck unsrer Natur; sie aber ist der der Vollkommenheiten selbst. ... Sie ist mehr als Leichtigkeit, sie geht bis zur Kühnheit: sie setzt Ungezwungenheit voraus und fügt Vollkommenheit hinzu. Ohne sie ist alle Schönheit todt, alle Grazie ungeschickt: sie ist überschwenglich, geht über Tapferkeit, über Klugheit, über Vorsicht, ja über Majestät." (Baltasar Gracián) =>mehr<=