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Nichts ändern, nichts bereuen, kein Blick zurück im Zorn: „Yes“ zeigte die geliebten Hut-und-Brillenträger vor dreieinhalb Jahren auf der Höhe ihrer Kunst: „Building A Wall“, „Beautiful People“, „Vulnerable“ und „The Way It Used To Be“, das ja so hoffnungslos elegisch und brillant war wie fast nichts mehr seit „Behaviour“ – alles Klassiker, die zukünftige Lebensformen auch dann noch besingen sollten, wenn die Popmusik, wie wir sie kannten, nicht mehr existiert.
Auf „Elysium“ zieht es die Pet Shop Boys ins Tiefland: Erst sterben die Eltern, dann stirbt die Liebe, dann wir alle, und am Schluss, im Abgesang „Requiem In Denim And Leopardskin“, die gute Freundin. Man denkt an Joseph L. Mankiewicz‘ „All About Eve“, an Billy Wilders „Sunset Boulevard“ und Nicholas Rays „In A Lonely Place“, aber auch an die Ralph-Lauren-Boxershorts, den Faire-Isle-Sweater und das St. Rémy-Weinglas aus „American Psycho“, je nachdem mit welchen Farben, mit welchen Gegenständen die Pet Shop Boys hier die leeren, mittelhellen Räume schmücken.
In „Ego Music“ wird der eitle Schwafler porträtiert, den man, wenn man „It Couldn’t Happen Here“ und „Being Boring“ geschrieben hat, auf Empfängen und Festlichkeiten trifft: „There’s a real purity to my work/ A childish innocence/ But I’m also smart and sophisticated/ I mean I grew up on the street/ Sometimes I Think I’m a simple folksinger/ Other times a scary witch diva/ What can I tell you?/ I’m an artist.“ Dead on target! „Hold On“ aber ist Weihnachtskitsch der grausamsten Sorte, und „Face Like That“ („A tropical storm was passing through/ And so was you“, ziemlich Eddie-Money-mäßig, wenn Sie mich fragen) für ein tendenziell ernstes Spätwerk wie „Elysium“ zu flach.
Die distanzierte Wehmut im Herbst der Karriere durchströmt eher die verwunschenen, winterlichen Stücke: „Invisible“, „Breathing Space“, „Everything Means Something“.
Vergeude die Zeit nicht, sie ist der Grundstoff des Lebens.
(7.5) Jan Wigger
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