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Es liegt ja auch in der Natur der Sache, dass solche Scheiben, solche Zusammentreffen, eher mal eine Diskussion auslösen … interessant ist ja z.B. auch, dass Getz/Baker nicht recht ging … weder das Studio-Album (mit interessanter Rhythmusgruppe aus Chicago) noch der Live-Mitschnitt, bei dem Getz für Mulligan einspringt (was als „Baker/Getz“ daherkommt ist also eigentlich das Mulligan Quartett mit Baker und einem Ersatzmann für den abwesenden Leader) zeitigen wirklich erfolgreiche Resultate. Beide gehören sie aber auch zu den „mag ich ganz gerne“-Alben hier.
Und sagen wir, Du hast Dich potentiell missverständlich ausgedrückt
Der Punkt mit dem „verlangen“ ist in der Tat interessant – wir können ja irgendwie gar nicht anders, wenn man das ganze als kommerzielles Unterfangen anschauen – das es ja immer auch ist, mal mehr, mal weniger, aber eigentlich niemals gar nicht – dann dürfen wir ja auch etwas erwarten, schliesslich sind wir „Kunden“, invesiteren Geld und Zeit – und wollen dafür etwas bekommen. Andererseits empfinde ich es zugleich stets als Zumutung meinerseits, wenn ich mich bei solchen Gedanken ertappe – denn was geht es mich an, was ein Künstler macht? Ich kann zuhören oder nicht, ich kann auch aus dem Konzert rauslatschen (noch fast nie, aber schon getan) wenn es mir nicht passt (Geld zurück ist allerdings nicht drin, einmal habe ich einem Jazzclub hier – recht ausführlich und natürlich höflich, enttäuscht nicht erzürnt – geschrieben und nicht mal eine Antwort gekriegt, war richtig übel). So gesehen nimmt man ja auch Einfluss, man „sanktioniert“ gewissermassen – was man kauft, wes Konzerte man besucht etc. Aber da, wo es wirklich interessant ist, versuche ich, so offen als möglich hinzugehen und hinzuhören – und mich einfach mal einzulassen, egal wohin es geht. Dennoch kann man seine Erwartungen natürlich nie ganz ausblenden (was hier im Forum einige nicht zu begreifen imstande sind, aber das betrifft die Jazz-Ecke ja zum Glück nicht). Anderswo, wenn ich z.B. „survivors“ hören gehe – Benny Bailey, Curtis Fuller, Benny Golson, solche Leute – dann erwarte ich eigentlich nicht viel bzw. bin’s zufrieden, die Leute einfach mal noch erleben zu können und erwarte von denen nichts sonderlich Anregendes sondern halt ja: gute Unterhaltung. Dann gibt es Grenzfälle – Lee Konitz etwa, der zweimal, dreimal lieferte, aber inzwischen wohl nicht mehr wirklich kann … aber auch welche, bei denen alles noch viel besser ist, als man sich in den kühnsten Träumen auszumalen gewagt hätte (in meinem Fall waren das z.B. Sheila Jordan oder Randy Weston – und eben auch Konitz, aber das ist jetzt schon länger her, am besten war er 1996 oder so, bei der Tour mit Steve Swallow und Paul Motian … und wen ich live auch grosse Klasse fand, vor 15 Jahren oder so, einmal gesehen: Joe Lovano – da hatte ich gemischte Erwartungen, dachte eher an „solide“, aber was er an dem Abend ablieferte, war so viel mehr als das).
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba