Re: Ich höre gerade … Jazz!

#8471129  | PERMALINK

vorgarten

Registriert seit: 07.10.2007

Beiträge: 12,716

gypsy tail windaber ich denke es bleibt dabei: die Warner-Essentials sind „Tutu“ (nur das Album, das Konzert ist nicht übel aber auch nicht sonderlich grossartig), „Amandla“ und „Live Around the World“. „Siesta“ lohnt, „Doo Bop“ nicht, „Dingo“ scheint mir eher auch nicht, „Montreux“ mit Quincy, siehe oben … dennoch, insgesamt sind wohl „Tutu“ und „Amandla“ so toll, dass sie das, was in den Sony-Jahren 1981-86 lief irgendwie schon ein wenig in den Schatten stellen. Da kam wirklich nochmal etwas Neues, auch oder vor allem dank Marcus Miller. Bei Sony wurde dagegen Bewährtes etwas entschlackt und das führte im besten Fall zu toller Musik – auf „We Want Miles“ und „Star People“, einzelne Stücke auf „Man with the Horn“, „Decoy“ … the jury’s still open on „You’re Under Arrest“, „Aura“ läuft da irgendwie ausser Konkurrenz, scheint aber ein würdiges Album zu sein, um direkt neben die guten Warner-Alben zu gehören … orchestral und nicht (nur) mit Synthis, eine Klangwelt, die Miles ebenfalls sehr entgegenkommt, vielleicht noch etwas spezieller – aber auch etwas traditioneller – ist als die von Marcus Miller.

meine 2 cents zum späten miles… AURA war tatsächlich meine erste selbst gekaufte jazzplatte, von langer hand vorbereitet, weil ich unbedingt jazz hören wollte, aber nicht wusste, wie. zu AURA kam ich gut von prince aus, sozusagen von GRAFITI BRIDGE zu „orange“. richtig geklickt hat es erst bei IN A SILENT WAY kurz danach, aber damals (1991) lebte miles ja noch, im tv liefen konzertmitschnitte, seine gemälde wurden ausgestellt, freunde von mir konnten von aktuellen konzerten berichten. dann hat man das alles gehört und gekauft, alles ab THE MAN WITH THE HORN, bis DOO-WOP – und kurze zeit später (beim tiefereinsteigen) habe ich meinen spaß daran schon nicht mehr verstanden. TUTU finde ich heute kitsch (vom unglaublichen cover abgesehen), AMANDLA auch, überhaupt die band mit garrett (obwohl das live sehr gut funktionierte). von DECOY mag ich heute nur noch die ultraharten funk-live-nummern, die soundtracks sind ok, ganz schön irgendwie die blues-sachen mit john lee hooker – aber hören kann ich heute nur noch THE MAN WITH THE HORN und STAR PEOPLE, weil sie so dreckig und cool sind. auch „shout“ und das MAN WITH THE HORN titelstück (vom schwachsinnigen text abgesehen) mag ich immer mehr. AURA bleibt für mich das, was es meint, ein relativ purer miles mit durchkomponiertem drumherum. und DOO WOP finde ich viel lockerer und cooler als den hass, der ihr immer wieder entgegenschlägt. gut, man hätte wirklich bessere rapper finden können, aber miles ist schon ziemlich viel zur hiphop-kultur eingefallen, finde ich.
irgendwie bezeichnend, dass diese ganze szene damals nach miles‘ tod zusammengebrochen ist, dieser rockjazz-quatsch aus den 80ern, den evans und stern und miller ja bis heute versuchen, aufrechtzuerhalten. warum foley so dermaßen von der bildfläche verschwand, habe ich dagegen nie verstanden, das war schon ein sehr interessanter musiker. und garrett… naja. bei einem ‚letzten‘ pariser konzert, wo miles‘ letzte band nochmal mit alten wegbegleitern (zawinul, grossman, scofield, shorter) durchmixt wurde, gefiel mir vor allem, was chick corea aus „jean-pierre“ gemacht hat, ein kurzer vektor ins jahr 1970, als die sounds und ideen wirklich kreativ waren…

--