Re: Wolfgang Doebeling – Pleased To Meet You

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nail75

Registriert seit: 16.10.2006

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Napoleon DynamiteNun, anders als mit einem persönlichen Anliegen kann ich mir deine sprachliche Erregung nicht wirklich erklären. Du schreibst innerhalb eines einzigen Absatzes von Gehässigkeit, Eitelkeit, Arroganz, penetranter Selbstinszenierung und peinlicher Selbstdemontage, greifst also mithin die Haltung des Autors vehement an, verzichtest dann aber auf jeglichen Einblick, wie du zu deinem Urteil kommst. Keine Ahnung, wie oft du Literaturkritiken schreibst, aber selbst durch’s Zeitungslesen solltest du doch wissen, dass bloße Meinungen ohne direkten Rückbezug auf den Gegenstand nichts wert sind. Nicht einmal hier im Forum kommst du mit so einer Haltung allzu weit.

Man muss eben Prioritäten setzen und ich habe mich bewusst dafür entschieden, mich mit dem Hauptgegenstand des Buches, den Interviews, näher zu beschäftigen und nicht mit der kurzen Einleitung, die zum Rest des Buchs nur in einem oberflächlichen Zusammenhang steht.

Dennoch zeigt der Autor auf diesen wenigen Seiten eine Seite von sich, die man nicht nur im Rest des Buches kaum findet, sondern die ich für sehr unerfreulich halte. Und das habe ich einfach in klaren Worten geschrieben.

Ein Beispiel für die gestelzte Sprache: Auf S. 15 schreibt Doebeling über seine Arbeit für Tip und SFB:

Zuerst nur sporadisch, aber bald stand mir eine eigene Sendung zu Gebote, auf denen ich reputierlich meine Faibles darlegen konnte.

Zum Thema Selbstgefälligkeit: Auf derselben Seite schreibt er über diese Arbeit:

Darum beworben hatte ich mich nie, sowohl die Schreiberei über Musik als auch die Sendeplätze waren mir angetragen worden.

Zum Thema Gehässigkeit (kombiniert mit Selbstgefälligkeit und mieser Sprache):

Nie hätte ich eine CD gekauft, nie würde ich einen CD-Player besitzen, doch war mir jederzeit bewusst, dass es letztlich die irregeleiteten Konsumenten der deplorablen Software waren, die meine diversen Aufenthalte in Luxushotels finanzierten. Thanks a bunch, suckers.

Zum Thema Arroganz. Der Autor schreibt er anlässlich zweier Interviews mit Stevie Nicks und Steely Dan am selben Tag:

(Ich fand mich) damit ab, an einem einzigen Tag mit beiden Enden menschlicher Evolution in Berührung gekommen zu sein.

Wer diese Aussagen super findet, der wird an der Einleitung viel Freude haben.

Selbst wenn mein Urteil nicht teilt, kann man sich ja mal fragen, was eigentlich diese ganzen Leute in der Einleitung verloren haben, die im Buch ansonsten nicht vorkommen. Was haben die Madonna, Waits, Nicks und Dan-Anekdoten im Buch verloren? Ich habe keine Ahnung. Im übrigen Buch kommen diese Personen nicht vor.

Wäre es nicht besser gewesen, in der Einleitung das Konzept des Buches zu erklären? Das findet sich nämlich bestenfalls in rudimentärer Form.

Wieso ist die Einleitung in Inhalt und Sprache eigentlich so unterschiedlich vom Rest des Buches? Der Rest des Buchs ist eher in gemäßigtem Tempo geschrieben, sprachlich weitgehend unauffällig* und im Ton moderat. So etwas ist mir noch nie untergekommen.

*einige missglückte Anglizismen mal außen vor gelassen.

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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.