Re: Vinyl in der Presse

#8363467  | PERMALINK

nicht_vom_forum

Registriert seit: 18.01.2009

Beiträge: 6,382

ClauMir ist auch noch nicht ganz klar, was daran besser sein soll, wenn der Unterschied des leisestmöglichen zum lautestmöglichen Ton auf einem Medium größer ist, als auf einem anderen.

Zunächstmal ist Laut/Leise eigentlich eine Vereinfachung. Es geht im Grunde um die mögliche Trennschärfe zwischen unterschiedlichen Signalen. Wenn dann (wie in Diskussionen wie dieser hier üblich) der Minimalwert des interessanten Signals zu Null (bzw. zu „Hörschwelle“ oder zu „Noise-Floor“) und der Maximalwert zu „noch schmerzfrei hörbar“ gesetzt wird, erhält man durch den Dynamikumfang eine Information über die noch unterscheidbaren Intensitätsunterschiede des Signals. Umgekehrt kann man, wenn man die erwünschte Trennschärfe vorgibt durch den Dynamikumfang beschreiben, welche welche maximalen Unterschiede zwischen Minimal- und Maximalwert noch abbildbar sind, ohne dass an einem Ende Information verloren geht.

Um es mit Graustufenbildern zu beschreiben: Der Dynamikumfang entspricht der maximal darstellbare Anzahl an Grautönen. Das sagt ja zunächst nichts darüber aus, wie „hell / laut“ oder „dunkel/leise“ ein Bild ist. Man kan den Unterschied auch gut sehen (no pun intended), wenn man sich Vergleiche zwischen „normalen“ Digitalbildern und „High Dynamic Range“-Bildern ansieht. In diesen Bildern ist die hellste Stelle immer noch weiß und die dunkelste immer noch schwarz, aber es werden (scheinbar*) mehr Abstufungen unterschieden.

Das hat zwei Aspekte: 1) Der Komponist/Musiker kann dadurch mit größeren laut-leise Unterschieden arbeiten (z. B. Aufnahmen v. klassischer Orchestermusik relevant) 2) Die Dynamic Range gibt auch an, wieviele Abstufungen bei gegebenen Min/Max-Werten unterschieden werden können, also wie detailreich das Eingangssignal aufgenommen und wiedergegeben werden kann. Deswegen ist der „Loudness War“ ja so ärgerlich. Wenn es nur um das Ausnutzen des höheren Maximalwerts der CD ginge, könnte man die betroffenen Aufnahmen schließlich einfach leiser hören. Leider werden dabei aber Klanginformationen zerstört.

Und ja, natürlich gibt es messbare Unterschiede, die man hören kann. Genauso gibt es aber auch klangliche Unterschiede, die nicht so einfach aus den Messdaten herauszulesen sind. Deshalb klingen unterschiedliche CD-Spieler oft unterschiedlich, auch wenn sie sie sich nach Durchsicht der technischen Daten nicht voneinander unterscheiden.

Das liegt aber nicht daran, dass diese hörbaren Unterschiede zwischen CD-Playern nicht messbar wären, sondern daran, dass die entsprechenden Daten nicht mitgeliefert werden. Was kein Vorwurf an die Hersteller ist, da es dem Laien sowieso schwerfiele, entsprechende Diagramme zu lesen und zu interpretieren. „Viel hilft viel“ ist eben nur in den wenigsten Fällen richtig.

Ich halte es jedenfalls für eminent wichtig, selbst Hörerfahrungen zu machen. Entscheidend ist, was man für sich beim Hören feststellt und nicht das, was gemessen wird oder das, was andere schreiben.

Was das Hörerlebnis und die persönlichen Vorlieben betrifft: Klar. Das hat hier aber IIRC auch niemand bestritten.
Hinsichtlich der technisch/akustischen Eigenschaften sind dann doch die Messwerte aussagekräftiger.

*scheinbar, weil der tatsächliche Dynamikumfang bei im Netz üblichen Bildformaten nach wie vor 8bit je Rot-/Grün-/Blau-Kanal ist.

--

Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away.  Reality denied comes back to haunt. Philip K. Dick