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Jan Wiggers Rezension auf SPON:
spiegel.deLiebe „Classic Rock“-Leser und Neil-Young-Fan-Foren-Besucher: Natürlich dürft ihr komische Fragen wie „Wer ist Albert Koch?“ stellen, die Kompetenz von „denen da oben“ (Musikjournalisten!) in Frage stellen, und vollkommen regungslos jede Neil-Platte kaufen, die erscheint. Aber: Die Lage ist prekär! Zwar bleibt Neil Young der – zumindest für meine Winzigkeit – zweitbeste Musiker aller Zeiten, doch seit dem nunmehr 22 Jahre alten „Ragged Glory“ gab es auch kein unumstrittenes Großwerk mehr, höchstens gute/sehr gute Alben wie das heillos unterschätzte „Living With War“, „Sleeps With Angels“, „Prairie Wind“ oder die mindestens halbgute „Broken Arrow“-LP. Nach dem schaurig zerdröhnten „Le Noise“ (das immerhin mein geschätzter Freund und Kollege Andreas Borcholte mochte) hat Onkel Neil sich nun mit den Crazy-Horse-Recken im eigenen Weinkeller eingeschlossen und „Americana“, eine Sammlung alter Folk- und Country-Songs, eingeprügelt. Die Gitarren donnern und regnen (überragend: „Jesus‘ Chariot“), es rumpelt, kollert und lärmt, die großen, schwarzen Arme der Geschichte greifen weit aus: „This Land Is Your Land“, „Oh Susannah“, „Wayfarin‘ Stranger“. Dem 23-jährigen Rock-Novizen von heute sind Stücke wie das allumfassend scheußliche „Get A Job“ natürlich nicht mehr zu vermitteln; auch fehlt die Weite, das Verlorenene von „Zuma“ oder „Rust Never Sleeps“. Dennoch eine gute Platte, wiewohl eines sicher ist: Wer nicht hart zu seinen Helden sein kann, der kann auch nicht hart zu sich selbst sein. (6) Jan Wigger
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