Re: Joey Ramone – Ya Know?

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jan-lustiger

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Mikko“Don’t Worry About Me“ erschien zwar erst nach Joeys Tod, war aber von ihm noch konzipiert und gewollt. Da wurde nach seinem Tod meines Wissens nichts mehr dran verändert.
Bei „Ya Know?“ ist das schon etwas anders.

Tendenziell richtig, ja. Wobei es aber auch hier die – für das Ramones-Umfeld leider typischen – Streitereien gibt. Daniel Rey sagt, Joey habe kurz vor seinem Tod einen Rough Mix gehört und die Produktion erfolgte posthum, Mickey Leigh hingegen behauptet, auch an Don’t Worry About Me wurde noch nach Joeys Tod ordentlich herumgebastelt. In beiden Fällen war Joey natürlich dennoch involvierter als bei … Ya Know?.

nail75Ich denke auch nicht, dass dir jemand den Spaß an dem Album nehmen will. :-)

Auf gar keinen Fall, das sollte nie Ziel einer Diskussion über Musik sein!

pinch“Rocket To Russia“ und „End Of The Century“ sind unverzichtbar. „Road To Ruin“ noch dazu und du hast die Basis deiner RAMONES-Plattensammlung schon mal errichtet.

Die Basis einer Ramones-Plattensammlung sind natürlich die ersten drei Alben und – vollkommen unverzichtbar – die Doppel-Live-LP It’s Alive. Den Rest kann man sich ganz gut chronologisch erschließen, wobei dem Pop-Fan End of the Century und Pleasant Dreams näher ans Herz gelegt sind und dem, dem laute Gitarren wichtiger sind, Too Tough to Die und Brain Drain.

BullittPLEASANT DREAMS zu überspringen halte ich ja für grob fahrlässig.
Schon lange mein Geheimfavorit. :liebe:

Oh ja! Sträflich vernachlässigtes Album, für mich das bessere End of the Century. Spectors Produktion auf Nummern wie Danny Says oder dem Ronettes-Cover ist zwar großartig, aber die schnelleren Ramones-Feger wie All the Way oder Rock ’n‘ Roll High School hat er in den Sand gesetzt. Graham Gouldman hat der Band zwar auch nicht gerade einen edgy Punk-Sound verpasst, aber dennoch einen Mittelpunkt getroffen, der beiden Seiten gerecht wird. Don’t Go, 7-11, She’s a Sensation, It’s Not My Place (in the 9 to 5 World) und natürlich The KKK Took My Baby Away sind Highlights des Ramones-Katalogs. Joey ist hier in puncto Vocals und (Pop-)Songwriting (die genannten stammen alle aus seiner Feder und ihre Wurzel in den 60s-Girlgroups ist offensichtlicher als beim Großteil des End of the Century-Materials) in Topform.

Bullitt[…] bei der forumsüblichen Polarisierung zwischen gutem Popappeal und bösem Rockismus steige ich sowieso aus.

Es geht nicht um Pop = gut, Rock = böse. Es geht um guten Pop, schlechten Pop, guten Rock, schlechten Rock. Danach in welche Kerbe das Album schlägt, fällt noch kein Qualitätsurteil. Mich konnten die meisten Tracks nicht davon überzeugen, dass es gute Rock-Tracks sind, wobei ich mit Rock ’n‘ Roll Is the Answer ja durchaus auch eine Ausnahme genannt habe. Meine Vermutung, ein größerer Pop-Appeal hätte dem Album besser gestanden, entstammt nicht einer schwarz-weiß definierten Welt, in der das eine prinzipiell besser ist als das andere, sondern der Erfahrung, die ich aus Joey Ramones bisherigem Schaffen ableite.

BullittFällt auf, dass du trotz ausführlicher Ausführung zum wesentlichsten Aspekt kein einziges Wort verlierest, nämlich Joeys Vocals. Lasse mir gerne Fanboy-Mentalität bescheinigen, aber die sind es doch, die Joey zu einem so besonderen Sänger gemacht haben und breitbeinige Gitarren hin, Nachlassverwaltung her, wie kann man sich denen denn hier komplett entziehen? Ich war von der ersten Silbe an an eingenommen und über schnöde Produktionshintergründe hab ich mir dann mal langsam nach dem dreiundzwanzigsten Spin Gedanken gemacht.

Da stellt sich zuerst die Frage, ob die Vocals der wesentliche Aspekt sind? Das sind sie m.E. nicht. So gut wie nie. Der wesentliche Aspekt sind für mich die Songs. Das ist bei jedem regulär neu erscheinenden Album so, das ist bei einem posthum erscheinenden Album, bei dem der Künstler im direkten Aufnahmeprozess nur durch bereits vorhandene Vocals beteiligt ist, nicht anders. Joeys Vocals auf … Ya Know? sind auf gewohnt hohem Niveau, keine Frage, und die eine oder andere offensichtliche Nachbearbeitung ist auch verzeihbar. Life’s a Gas z.B. ist für mich einer der Joey-Songs schlechthin und ich finde es schön, davon eine Akustikversion zu haben und die lebt natürlich sehr von seinem Ausdruck, trotz Autotune. Aber wie gesagt: Es krankt an anderen Stellen und ein toller Sänger ist nur die halbe Miete.
Das mit der Fanboy-Mentalität habe ich übrigens nicht auf dich bezogen, das war eine allgemeine Einschätzung dessen, wie sich eine solche auf die Rezeption eines posthumen Albums niederschlagen dürfte.

Mick67“End of The Century“ ist die Platte, die Phil Spector produziert hat, oder? Ja, die wollte ich mir auch schon längst angeschafft haben. Vor ein paar Monaten hatte ich im Uncut (oder war’s Mojo?) darüber gelesen.

Phil Spector hatte 2002 übrigens zugesagt (schon damals wurde die Idee zu … Ya Know? das erste Mal geboren), ein paar Songs von Joeys zweitem Solo-Album zu produzieren. Leider war er, als es dann zur Verwirklichung des Projekts kam, aus bekannten Gründen verhindert.

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