Re: Disques Futura et Marge

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gypsy-tail-wind
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Solche Mini-Texte krieg ich auch hin… :-)

Roy Burrowes – Live at the Dreher
Schöne Live-Aufnahme von 1980 mit Mal Waldron am Piano, Burrowes war mal bei Ellington, hat Reggae-Jazz gemacht… kein grosser Wurf, aber ganz hübsch. Patrice Caratini (b), George Brown (d), der mir unbekannte Tenorist Richard Raux (auch am Sopran) und auf zwei Titeln der Perkussionist Roger Raspail vervollständigen die Band. Alle Stücke stammen von Burrowes, ausser den beiden Waldron-Originals „Hard Talk“ und „Sea Gulls“.

Ted Curson – Cattin‘ Curson
Mit Arvanitas‘ Trio und dem Altsaxer Chris Woods (bekannt wohl am ehesten von Clark Terry), sehr schöne Live-Aufnahme von 1973, auf der ausschliesslich Kompositionen von Curson zu hören sind.

Ted Curson – Pop Wine
Da schliess ich mich redbeans‘ enthusiastischer Empfehlung komplett an!
Die „Cattin'“ finde ich allerdings fast so gut, aber aufgrund der Besetzung ist „Pop Wine“ schon irgendwie spezieller.

Billy Harper – The Awakening
Billy Harper eben, da braucht man nicht viel Worte zu verlieren. Er klingt engagiert wie immer, stark, kraftvoll, Post-Trane/Tyner-Mainstream im besten Sinne (Fakt: sein Album „Black Saint“ startete das Label des gleichen Namens). Hier spielen Fred Hersch (p), Everett Hollins (tp), Louis „Mbiki“ Spears (b) und Horacee Arnold (d) mit ihm.

Philly Joe Jones – Filet de Soul / Philly of Soul
Eine tolle Scheibe, die im Netz seltsamerweise kaum Spuren hinterlassen hat… ein Jahr später begann Philly Joe mit seinem Dameronia-Projekt, aber auch hier ist er schon in einer mittelgrossen Besetzung zu hören. Die Bläser sind Roger Guérin (tp), Glenn Ferris (tb), Hirshel McGinnis (as), Charles Davis und Hal Singer (ts), die Rhythmusgruppe besteht neben dem Leader aus Gene Adler (p) und dem grossen Wilbur Little (b). Davis ist der einzige Bläser in Randy Westons „Hi Fly“, ansonsten stehen bereits Dameron-Kompositionen („Our Delight“ und eine Widmung von Charles Davis: „Dedicated to Tadd“) sowie Klassiker („Two Bass Hit“ von Dizzy Gillespie und John Lewis und Benny Golsons „Killer Joe“) und ein Philly Joe-Original, „Trailway Express“, auf dem Menu. Augenommen im Studio 1981.

Siegfried Kessler – Invitation
Eine sehr schöne Trio-Scheibe mit Jean-François Jenny Clark und Clifford Jarvis, sowie auf zwei der sechs Stücke Archie Shepp am Tenorsax. Aufgenommen 1979 im Studio. Kessler spielt Horace Silvers „Ecaroh“ und „Silver Serenade“, Wayne Shorters „Along Came Betty“ sowie „Ugetsu“ von Cedar Walton im Trio, mit Shepp stehen der titelgebende Standard und Golsons „Along Came Betty“ auf dem Menu. Kessler (1935-2007) ist wohl eins der bestgehütetsen Geheimnisse des deutschen Jazz – in Frankreich, wo er seit den 60ern heimisch war, ist das anders. Deutschland hätte besser das Saarland abgegeben und stattdessen Kessler behalten (was aber auch nichts geänder hätte, ausser für Kessler und kaum zum Guten…)

Frank Lowe – Tricks of the Trade
YOWZAH! Frank Lowe am Tenor mit Didier Levallet (wie war das mit den drei grössten französischen Bassisten?) und George Brown am Bass sowie Lawrence „Butch“ Morris am Kornett. Those were the days… aufgenommen live in Rouen im Dezember 1976. Die CD enthält über vierzig Minuten zuvor unveröffentlichte Musik, die der ursprünglich veröffentlichten vorangestellt ist. Einen Lowe-Thread brauchen wir auch mal noch (oder wurde er mal im 2./3./17.-Generation des Free Jazz-Thread diskutiert?)

David Murray – Let the Music Take You
Murrays Werk ist riesig und ich kenne erst die Spitze des Eisbergs… aber diese Live-Aufnahme aus Rouen von 1978 ist speziell: wieder sind Butch Morris und George Brown dabei, den Bass übernimmt dieses Mal aber Johnny Dyani. Muss ich mir bald mal wieder anhören, dann kann ich allenfalls auch mehr dazu schreiben.

Archie Shepp – Attica Blues Big Band
Shepps letzte wirkliche Grosstat? Möglich… jedenfalls eins der allerbesten Alben aus seiner riesigen Diskographie. In der grossen Band sassen 1979 Roy Burrowes, Malachi Thompson, Eddie Preston, Charles Greenlee, Dick Griffin, Steve Turre, Marvin Blackman, Marion Brown, John Purcell, Akua Dixon, Brandon Ross, Avery Sharpe, Clifford Jarvis und viele andere. Auch mit dabei: Joe Lee Wilson, der vergessene grosse, im letzten Sommer verstorbene Sänger (Fordhams Obit aus dem Guardian).

James Spaulding – Down With It
Eine sehr schöne Live-Aufnahme mit dem Trio des Pianisten Pierre Christophe. Spaulding ist in guter Form und die Scheibe ist wesentlich gelungener als die eine Hardbop-Retro-CD auf HighNote, die ich sonst von ihm habe („Escapade“). Sehr hörenswert, gerade für all jene, die immer über die Abwesenheit von Spauldings Blue Note-Alben klagen… hier hört man ihn mal so souverän und bei sich selbst, wie er eben damals noch nicht spielen konnte (so meine provokative These, aber die hab ich ja schon anderswo geäussert).

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