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Witek DlugoszLeider ist es schon etliche Jahre her, dass ich das Buch gelesen habe. Aber ich weiß noch, dass ich an dem Buch damals nichts prätentiös fand, nichts selbstverliebt, geschweige denn widerlich oder gar unverschämt. Mich hat das Buch in seiner Härte und genau gezeichneten Ambivalenz damals tief beeindruckt.
Was genau fandest du denn so widerlich und inwiefern wird die Aussageverweigerung als Heldentat stilisiert? In meiner Erinnerung ist das nicht so, der Professor verzieht sich ja nicht als Held zu seiner Tochter sondern als Gefallener.
Vielleicht auch ein Problem der Übersetzung? Die kenne ich nicht.
So, jetzt habe ich endlich mal ein bißchen Zeit zum Antworten.
Das Buch thematisiert m.E. die damaligen Entwicklungen in Südafrika, v.a. die Verlagerung der Macht. Für meinen Geschmack ist die Figur des Professors viel zu emphatisch geschildert und ich vermisse die nötige Distanz zwischen Autor und Figur. Das ist das, was für mich prätentiös herüberkommt. Die Figur habe ich auch nicht als Gefallener gesehen, vielmehr hat sie sich ihrer Verantwortung entzogen. Das moralische Dilemma wird einfach so stehen gelassen, und das fand ich widerwärtig. Zusammen mit der fehlenden Distanz liest sich das für mich wie ein „ist ja nicht so schlimm, wollen wir auch nicht weiter nachhaken“. Die Figur gibt sich unbeugsam, die Anschuldigungen perlen ab und sie entzieht sich der weiteren Diskussion. In dieser Unbeugsamkeit sehe ich die Stilisierung zum heldenhaften.
Später gibt es dann mit der niederen Arbeit und den Übergriffen eine symbolische Sühne, die für mich leer wirkt, wieder wie das Drücken vor der Auseinandersetzung. Klischeetriefend auch die „Vater vernachlässigt Tochter und kann jetzt nichts mit ihr anfangen“ Beziehung. Wer selbst Kinder hat, weiß dass da viel mehr drin steckt als diese oberflächliche Abhandlung.
Was mich sehr ärgert, ist dass C. das Thema für sich in Anspruch nimmt und dann so selbstverliebt an der Oberfläche bleibt. Was hätte das für ein großartiges Buch werden können.
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...falling faintly through the universe...