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Sokrates
Als ich das schrieb, dachte ich in erster Linie an die so genannte Live-Review, die an liebedienerischem Ton kaum zu unterbieten war. Wenn man sich schon für intellektuell, tonangebend und überlegen hält, müsste ein Hauch kritischer Distanz möglich sein, allein schon, weil niemand perfekt ist, auch NC nicht. Statt dessen: Kniefall mit schwärmerisch romantischem Unterton im Joachim-Kaiser-Gedächtnismodus – Fanhaltung, aber, wie gesagt, intellektuell verbrämt.Sehr teutonisch im Übrigen – was in diesen Zirkeln ja besonders verpönt ist, aber man kann sich eben nicht selbst verleugnen. Vorurteil? Nach Jahren stetiger Wiederholung neige ich dazu, von einem bestätigten Urteil zu sprechen: Was man gut findet, wird überhöhend verklärt, was man schlecht findet, verteufelt. Und Andersdenkende gleich mit. Lebenslänglich.
Speaking of Stereotypen: Wie findest Du das Doppel-Dreifach-Klischee der Woche, dass 1. eine Frau 2. schwarz 3. aus dem ehemaligen Sklavenhalterstaat den 1. weißen 2. Jungmännern aus dem 3. bourgeoisen Umfeld die musikalische Erlösung des Jahres 2012 bringt?
Zum Schluss würde ich mir wünschen, dass Du bei üblen Nachrednern, die einem kurz mal Neurosen und hohle Hände unterstellen, so nachhackst wie bei mir. Ich bin sicher, die Passagen werden Dir nicht entgangen sein. Und ebenso sicher wirst Du Dich in diese Auseinandersetzung genauso stürzen, weil Du weißt, dass es nicht piekst, sondern es so sachlich und freundlich wie bei mir bleibt.
Nach Diktat verreist, daher nicht debattenfähig.
Wem hilft es, wenn konkrete Kritik nur vage adressiert wird? Wenn Du „Fans“ pauschal kritisierst, obwohl Du einen ganz bestimmten Text meinst? Mir gefällt eine solche Form der Stichelei im Nebulösen nicht, denn damit trifft man immer auch andere, die gar nicht gemeint sind. Dass es letztlich um Deinen alten Konflikt mit einigen Usern ging, konnte ich mir schon denken, aber Du kannst es eben auch nicht lassen, ihn immer wieder zu schüren. Meine Frage war aber eine inhaltliche: Kannst Du Dir wirklich nicht vorstellen, dass man ein solches Album schätzen kann, ohne es zu „intellektuell zu verbrämen“? In Napos Live-Review habe ich jedenfalls nichts von dem gelesen, was Du dort hineinliest. Von „musikalischer Erlösung“ sprichst Du.
Was die Stereotypen angeht: Mal abgesehen davon, dass Neneh Cherry nicht aus einem „ehemaligen Sklavenhalterstaat“ stammt, sondern eine in London lebende Schwedin ist und The Thing weiße – norwegische und schwedische – männliche Musiker sind – was sind denn das für schräge Gedankengänge? Dürfen „weiße Jungmänner aus bourgeoisen Umfeld“ („bourgeois“??) nur Musik ihresgleichen schätzen, um sich nicht der „political correctness“ verdächtig zu machen? Ich möchte den Gedankengang lieber nicht weiterspinnen.
Nun war mein „Nachhaken“ aber kein „Nachhacken“, ich wollte schlicht wissen, was Du meinst. Ein inhaltliches Interesse. Warum ich nun auch auf Kommentare anderer User eingehen soll, um das „Recht“ zu haben, eine Frage an Dich zu richten, verstehe ich nicht. Wenn Du aber eine solche Frage von mir als Provokation empfindest, dann kann ich künftig auch auf Nachfragen zu Deinen Posts verzichten.
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