Re: 2012 – Erwartungen und Eindrücke

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sokrates
Bound By Beauty

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chocolate milkBitte. Gern geschehen. Hör‘ da auch wirklich mal rein, in die beiden Enno Bunger Tracks. Kannst mir ja deine Eindrücke dann per PN schreiben. Hast du mich auf ihn angesprochen oder hab‘ ich dich angesprochen? Eben. Sei fair dem Herrn Bunger gegenüber und tu es.

Enno sagt mir nichts, sorry. „Regen“ besser als das andere, aber mal ehrlich: Die Fahrradfelge als Becken und den wolldeckenbedämpften Piano-Korpus als Bassdrum findest Du nicht ziemlich prätentiös? Was machen die anderen da überhaupt, die wirken wie Staffage? Und dann diese übergenaue Beobachtung in den Texten, aber mit schiefen Bildern („der Regen heult“). Das größte Problem aber ist, dass EB keine gescheiten Melodien einfallen – zum Vergleich schlage ich, bei ähnlicher Thematik, Ben Folds auf „Silverman“ vor. Für meine Ohren deutlich besser.

chocolate milkDie Fun Single gefällt mir sehr gut, ja. Ein ganzes Album in dieser Art wäre mir aber glaube ich too much, und bei „We Are Young“ ist natürlich auch zusätzlich noch der Text packend. Was sagst du, wie ist der Rest der Platte so?

Er hält nicht durchgehend das Niveau, aber es gibt noch ein paar weitere gute Stücke.

Herr RossiMir ist rätselhaft und unerklärlich, wo Du, zumindest hier im Forum, „intellektuell verbrämte Verklärung und Überhöhung“ gelesen haben willst. Pflegst Du da möglicherweise ein liebgewonnenes Vorurteil? Ich lese in dem Thread einfach nur von Begeisterung, auch von Forumianern, die Du schwerlich in irgendeine Schublade einordnen kannst. Man kann das „The Cherry Thing“-Album übrigens einfach so mögen, selbst wenn man zu Jazz sonst keine Beziehung hat. Einfach mal mit offenen Ohren hören.

Als ich das schrieb, dachte ich in erster Linie an die so genannte Live-Review, die an liebedienerischem Ton kaum zu unterbieten war. Wenn man sich schon für intellektuell, tonangebend und überlegen hält, müsste ein Hauch kritischer Distanz möglich sein, allein schon, weil niemand perfekt ist, auch NC nicht. Statt dessen: Kniefall mit schwärmerisch romantischem Unterton im Joachim-Kaiser-Gedächtnismodus – Fanhaltung, aber, wie gesagt, intellektuell verbrämt.

Sehr teutonisch im Übrigen – was in diesen Zirkeln ja besonders verpönt ist, aber man kann sich eben nicht selbst verleugnen. Vorurteil? Nach Jahren stetiger Wiederholung neige ich dazu, von einem bestätigten Urteil zu sprechen: Was man gut findet, wird überhöhend verklärt, was man schlecht findet, verteufelt. Und Andersdenkende gleich mit. Lebenslänglich.

Speaking of Stereotypen: Wie findest Du das Doppel-Dreifach-Klischee der Woche, dass 1. eine Frau 2. schwarz 3. aus dem ehemaligen Sklavenhalterstaat den 1. weißen 2. Jungmännern aus dem 3. bourgeoisen Umfeld die musikalische Erlösung des Jahres 2012 bringt?

Zum Schluss würde ich mir wünschen, dass Du bei üblen Nachrednern, die einem kurz mal Neurosen und hohle Hände unterstellen, so nachhackst wie bei mir. Ich bin sicher, die Passagen werden Dir nicht entgangen sein. Und ebenso sicher wirst Du Dich in diese Auseinandersetzung genauso stürzen, weil Du weißt, dass es nicht piekst, sondern es so sachlich und freundlich wie bei mir bleibt.

Nach Diktat verreist, daher nicht debattenfähig.

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„Weniger, aber besser.“ D. Rams