Re: blindfoldtest

#8199079  | PERMALINK

vorgarten

Registriert seit: 07.10.2007

Beiträge: 12,004

vielen dank für diesen bft, der mal einen ganz anderen schwerpunkt legt und ziemlich gut in die vorweihnachtszeit passt. der gesungene teil, also alles, was im weitesten mit tin pan alley und broadway zu tun hat, ist mir durchaus nicht so fremd. mit den big bands ist das etwas anders, wie man merken wird (sollten meine anmerkungen despektiertlich scheinen, bitte nicht allzu ernst nehmen – im zweifelsfall habe ich einfach keine ahnung).

was die sängerInnen angeht (crooner sind eigentlich nur männlich, oder?), habe ich zwei vorlieben, die sich mehr oder weniger ausschließen: entweder sehr cool oder sehr dramatisch. also anita o‘ day oder abbey lincoln. bob dorough oder jimmy scott. schwierigkeiten habe ich bei allem, was dazwischen liegt. und die macho-ecke mit dem rat pack, aber auch hartman, manchmal sogar leon thomas gehen für mich nur in ausnahmen. also bin ich wohl auch deshalb etwas überfordert von deiner auswahl. vielleicht hätte ich eher auf sowas wie eleganz achten sollen, unter diesem aspekt passen ja auch vocal jazz und bigbands gut zusammen. hier jedenfalls meine bescheidenen anmerkungen:

#1 einen bft mit “the music stopped” anzufangen, ist mutig. mag die trockene aufnahme, die sehr gut die 50s-soundlandschaft imitiert. ist aber von 2001, wie ich herausgefunden habe. die dame sagte mir vorher nichts (obwohl sie offensichtlich schon länger im geschäft ist), ich mag sie aber auch nicht wirklich. das ist ganz subjektiv – wie sie die töne zieht und etwas mutlos in den lauten passagen drauflegt, macht mir keinen spaß. aber die aufnahme hat schon stil. ist das ein veteranen-arrangeur oder ein guter kopist?

#2 das ist der sohn mit einem sergio-mendes-song. kann man so singen. klingt manchmal beängstigend so wie der papa. hat aber auch eine tolle präsenz & ein gutes feeling für diesen ruhigen bossa. das problem mit dem hallo ist das tschüss.

#3 for you for me for evermore (gershwin/gershwin), als rubatoballade. nur mit piano. 50er? finde ich ganz ok, obwohl die stimme nicht mein ding ist.

#4 the rules of the road, live. dramatisch vom fingerschnippen bis zum großen finale inkl. da capo. weiße stimme, wenn man so sagen darf, im leisen teil ganz interessant, dann zuviel testosteron.

#5 corcovado. das war ja leider zu lesen. kannte vic damone nicht, gefällt mir ganz gut (etwas weicher und durchlässiger als die anderen italocrooner) schönes arrangement, vor allem durch die percussion.

#6 folklore mit offenen klavierakkorden und synchroner flöte. sängerin aus skandinavien? (isländisch?) drums begleiten sehr schematisch. beschwörungsgesang. finde ich ein bisschen unfreiwillig komisch.

#7 the windmills of your mind. schwieriger song, wenn man die idee einer unendlichen bewegung nicht hinkriegt. überschwer hier, alte stimme, die mit rhythmus experimentiert und den song dabei völlig aus den augen verliert. dramatisch, aber nicht gelungen.

#8 rubatoballade mit streichern und harfe und celesta. the touch of your hand. coole stimme, dramatischer vortrag. zu übertrieben.

#9 if i were a bell. fängt ähnlich an, wird dann aber hot. schön, wie bigband und streicher als unterschiedliche ebenen zusammengebracht werden. sängerin gefällt mir sehr gut, von ihren ironischen vibratospielen abgesehen. schön ist das etwas heisere, was manchmal durchkommt. bin gespannt, wer das ist. (nie gehört, glaube ich.)

#10 die stimme kenne ich ich. sexy, rhythmisch extrem sicher, schwarz (?). gefällt mir sehr gut. der einzige vamp hier.

#11 70s aufwärts. kein schönes arrangement (unentschiedenes midtempo, piano-fills). nicht mein ding.

#12 kann ich gut hören, ist aber auch nicht mein ding. komme gerade nicht auf den song.

#13 man with a horn, von einer jüngeren (schwarzen?) sängerin, die mir überhaupt nicht gefällt. zu dünn, zu wenig präsent (nur im vibrato), deshalb eine überkorrekte phrasierung. flach und langweilig. ich glaube ihr kein wort. wäre ich der mann mit dem horn, würde ich sie von der bühne jagen. das trompetensolo ist aber auch nicht gerade der hammer.

#14 da halte ich lieber die klappe. obwohl, die passage mit dem geslappten bass ist schon klasse.

#15 back to the funeral. das ist mir zu exotisch.

#16 da habe ich meinen geslappten bass wieder. und ein tolles tenorsax. jungle craze. klingt so, als sei der trompeter damals schon klischee gewesen. klavier finde ich danach supercool. sehr hektisch, ist ja aber auch sinn der sache.

#17 das ist viel aufgeräumter. goodygoody. „The song was performed by ‚Wayne & Wanda‘ in an episode of The Muppet Show.” (w-pedia). oh, das ist ja sogar ein medley. aber wie schmucklos. gefällt mir überhaupt nicht. warum hört man sowas?

#18 die einzigen vocal groups, die ich ertragen kann, sind entweder brasilianisch oder free design. skip.

#19 den einstieg finde ich vom arrangement ganz vielversprechend. aber die sängerin geht ja gar nicht. sorry, aber das ist doch keine stimme? ist aber ausschließlich damit beschäftigt, so zu tun, als sei sie eine. big band ist aber klasse.

#20 toll, dunkel und stimmungsvoll. da gehen dann auch die süßlichen altsaxes. ist das street of dreams? kleine, schöne nummer.

#21 hoppla, kommt jetzt m-base oder steve reich? ;-) nein, es kommen 80er-jahre-sopransaxofone! finde ich verrutscht, hat aber interessante details. da sind bestimmt leute dabei, die ich gut finde. pianist ist sehr bekannt, oder? war einfach eine schwierige zeit…

#22 niedlich. solos überzeugen mich nicht. merkwürdiges getrommel da zwischendrin.

#23 jetzt geht’s ins große finale. bigbandrock. dafür bin ich potentiell zu haben, vor allem wenn es so differenziert arrangiert ist wie hier. latin auch noch. das ist einer der besseren easy-listening-arrangeure, ich tippe zeitlich auf 80er, könnte sogar herbolzheimer sein. tenorsaxsolo passt. am ende wird mir das ein bisschen zu technisch mit den ganzen wechseln.

#24 so, das darf jetzt aber mal the voice sein, oder? irgendein obskures duett, was man wahrscheinlich diskografisch vergeblich sucht. filmscore? jedenfalls: endlich der angekündigte humor! hat wikipedia recht („Mama Will Bark“ is a novelty song written by Dick Manning and recorded as a duet between Frank Sinatra and Dagmar in 1951.“)? cool, wie die dame auf blöd macht. aber die eleganten verführungsveruche des herrn sind auch sehr gekonnt. ist das geheul auch von ihm? wuff.

--