Re: bft 6 – gypsy tail wind

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gypsy-tail-wind
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katharsisDa habe ich nur die Pablo-LP „The Paris Concert“, aufgenommen 1962.
Die habe ich schon sehr lange nicht mehr gehört, meine mich aber zu erinnern, dass Garrison auch hier wunderbare Momente hatte, sind ja drei längere Stücke gewesen.

Da hat mir mein mangelhaftes Gedächtnis mal wieder einen Streich gespielt – die Pablo-Box deckt 1961-63 ab. Da ich ja inzwischen „Coltrane Reference“ besitze… Die Version von „Impressions“, die ich meinte, stammt von Antibes (1965-07-27) nicht Paris (1965-07-28), letztere dauert nämlich „nur“ etwas über 16 Minuten. Das 10-minütige Bass-Intro gibt’s in Antibes, das Stück selbst dauert danach nochmal 11 Minuten (Total 21:10).

Zu hören ist das Stück MIT Bass-Solo auf einigen Bootlegs, komplett (also ohne auch noch gegen Ende abzubrechen) aber nur auf recht wenigen:
BYG (J) YX2027 („Live in Paris, Part 2“, mit falschen Aufnahmedatum: 1962-10) (LP)
FC (F) FCD 106 („A Love Supreme Feat. M. Tyner“, mit falschem Datum: 1965-07-26)
Le Jazz (UK) CD 10 („Live in Antibes 1965“)
JIMCO (J) JICL 89565 („Impressions!“ mit diversen komischen Fehlern und Falschangaben)
JIMCO (J) JICL 89548 („A Love Supreme in Antibes 1965“)
Castle Pie Records (UK) PIESD 183 („A Love Supreme“)
Jazz Hour (EU) JHR 73538 („A Jazz Hour with John Coltrane – My Favorite Things“, mit falschem Ort/Datum: „Europe, ca. 1963“)
GOJ (I) CD 53068 („Immortal Concerts: A Love Supreme – Juan Les Pins Festival, Antibes, July 26-27, 1965“, mit falschem Datum für zwei der Tracks: 1965-07-26)
Norma (J) NOCD 5642 („John Coltrane Quartet Live at Antibes“)

Die letztgenannte Norma-CD ist dabei die einzige, die das komplette Konzert enthält. Ich besitze die Charly/Le Jazz CD und die Version, die im 1965-67 Coltrane Tree zu finden ist (dort ist auch das komplette Konzert enthalten, auf CDR5 – kann gerne damit aushelfen, PN und ich stells irgendwo rein!)

katharsisBari ist keine große Spezialität von mir, daher kenne ich mich weniger aus, schätze den Ton aber gerne. Ich muss mal wieder Pepper Adams raufschmeißen, aber das passt schon, denn so hat er gut zu Donald Byrd gepasst.
Den Saxer hier kenne ich gar nicht!

Um nur mal die Extreme zu nennen:
Carney ist der Hawkins des Bari (im Sound wie in der Bedeutung!)
Mulligan ist das Fliegengewicht (im Sound, nicht in der Bedeutung!)
Adams ist der aggressivste, härteste, „schärfste“, sein Übername war nicht zufällig „the knife“!
Chaloff ist weich, lyrisch, üppig (Adams mochte ihn gar nicht, aber Adams mochte ja ausser sich, sich, sich und sich… und Carney eh keine Barisaxer)

Dazwischen gibt’s natürlich Schattierungen, es gibt Cecil Payne, Shahib Shihab (beide find ich recht schwer zu fassen, aber Shihab fasziniert mich enorm mit seiner völlig zeitlosen Musik), auch Jerome Richardson, später Ronnie Cuber, heute ganz besonders Gary Smulyan… und es gab um Mulligan andere Pres-Leute wie Bob Gordon (gross! aber viel zu früh tot), Med Flory, Jimmy Giuffre (der am Bari aber auch einiges zupackender spielt als Mulligan, eigentlich überhaupt zupackender als die meisten Westküsten-Saxer, auch am Tenor).

Weiteres natürlich gerne im Barisax-Thread oder sonstwo!

Wen meinst Du jetzt, den Du gar nicht kennst? Hoffentlich Willi Sanner und nicht Hans Koller?

katharsisIch meinte damit nicht, dass ich das Thema explizit kenne, sondern dass es eher eines derjenigen ist, das einem suggeriert, man würde es irgendwie kennen. Eingängig, aber nicht banal. Da bin ich auch gespannt!

Ach so, da hatte ich Dich missverstanden!

katharsisAuch noch nie davon gehört. Aber wirklich eine sehr seltsame Kombination.

Seltsam find ich sie an sich nicht, nur selten. Überhaupt finde ich es enorm schade, dass die Klarinette im modernen Jazz dermassen zum Randphänomen geworden ist, denn sie ist ein wunderbares Instrument und die paar grossen Namen (Jimmy Giuffre, Buddy DeFranco, Tony Scott, um mal drei aus den 50ern zu nennen) beweisen schon, wie expressiv es sein konnte… in den richtigen Händen. Aber die meisten Saxer (in der Generation nach jenen, die in der Big Band einfach nebenbei auch Klarinette speilen mussten) waren wohl schlicht zu faul, denn die Klarinette verlangt schon einiges mehr ab!

katharsisGelesen habe ich vorher nichts, nur die ersten Seiten überflogen, ohne besonders auf etwas zu achten. Ich kann das nicht so ganz festlegen, aber irgendwie unterscheiden sich viele, gerade deutsche Aufnahmen von Amerikanischen. Das mag vielleicht daran liegen, dass RvG fast den gesamt Jazz dokumentiert hatte (ich übertreibe etwas) und dadurch den Ton sehr determiniert hat. In Deutschland hört sich so manches weniger organisch, mehr technisiert an, also ein bißchen aufpolierter und ‚crisper‘.

Ich achte da eigentlich auch nicht besonders drauf, aber manchmal wird mir das irgendwie bewusst, dass da etwas anders klingt. Dazu trägt bei, dass ich mich im Jazz quasi durch Blue Note sozialisiert habe und dadurch einen ganz besonderen Klang gewohnt war. Bei etwas anderem musste ich dann erst einmal aufhorchen.

Hm, kann ich schwer was kluges dazu sagen… natürlich war RVG auch für mich der erste Ton-Ingenieur, der mir namentlich bekannt war – aber gehört habe ich früh auch anderes (Columbia, Atlantic und Riverside vor allem). Daher war er für mich nicht dermassen prägend (und ich finde heute auch, dass er gegenüber Leuten wie Roy DuNann tendentiell eher überschätzt/verklärt ist – nicht dass ich sein Erreichtes kleinreden wollte, bloss sollte man andere auch derart loben!)

katharsisPeter Thomas kennst Du gar nicht? Ich kenne ihn halt von unzähligen deutschen (zumeist Trash-)Filmen und bin immer wieder über die psychedelischen Qualitäten seiner Musik erstaunt.

Nein, ich hab den Namen in der Tat noch nie gehört und er sagt mir auch nach Deinen und redbeans‘ Bemerkungen nichts (im Sinne von: ach, den Namen hab ich doch schon da und dort gelesen).

katharsisInsgesamt finde ich es ja toll, das alles hier zu hören, da deutscher Jazz immer noch eine Art Fremdwort für mich ist, aber wie mein bft zeigen sollte, setze ich mich nach und nach ein bißchen mehr damit auseinander. Übrigens waren da von Anfang an mehr europäische Musiker als US-amerikanische drin, aber ich hab‘ das dann doch etwas zaghafter angehen lassen.

Ja, das hatte ich festgestellt… diese „Forum West“ CD ist ja in der Tat der ideale Einstieg für Ungläubige und Zauderer! Zudem natürlich die beiden Mangelsdorff-Quintett Alben („One Tension“ und „Now Jazz Ramwong“, meiner Ansich nach fällt „Folk Mond“ etwas ab, aber ich kenn sie noch viel schlechter).
Ich hoffe jedenfalls, dass mein BFT in ein paar Fällen etwas Neugierde geweckt und verblüfft hat!

katharsisAyers kenne ich an sich auch ziemlich schlecht, zumindest kenne ich das, was ich kennen will. Also „West Coast Vibes“, „Virgo Vibes“ und seine Sachen mit Jack Wilson und den anderen, üblichen Pacific Jazz-Verdächtigen.

Das ist auch in etwa mein Stand (zusätzlich noch „Stoned Soul Picnic“ und die schon völlig andere „He’s Coming“, eigentlich eine Funk-Scheibe… ich hab mal eine halbe Stunde oder länger in diverse seiner „Verve Originals“-Reissues reingehört und beschlossen, die eine soll es sein, aber das reicht dann auch).

katharsisDas hab‘ ich auch so verstanden. Nicht jedes Stück muss ja immer auch den eigenen Charakter dastellen können/müssen. Trotzdem trifft das natürlich immer irgendwie auch zu.

Klar… aber es macht (für mich zumal) einen wesentlichen Unterschied (keinen graduellen), ob ich wie beim ersten BFT darauf aus bin, zu zeigen, was ich alles Tolles kenne und dabei auch noch möglichst meine ganze Bandbreite, von New Orleans bis Johannesburg, unterbringen will, oder ob ich wie hier mir ein ganz klar (na ja, einigermassen klar) abgestecktes Thema gebe und innerhalb dessen dann „gute“ Stücke suche, die mir nicht mal in jedem Fall zu 100% gefallen müssen.

katharsisDen frühen Collier finde ich durchaus gemäßigter, das hat für mich nicht so gepasst.

Da wollte ich letztes Mal schon nachfragen, hatte aber keine Zeit: was ist für Dich „füher Collier“ und was „später“? Ich hab mir neulich die drei BGO-Doppel-CDs gekauft und etwas mit dem Hören begonnen – sehr, sehr tolle Musik (Harry Beckett, immer wieder!)
Da finde ich manches durchaus in der Stimmung und falls das Sinn macht „Avanciertheit“ ähnlich wie das Album von Joki Freund hier!

katharsisDas sehe ich immer noch anders. Aber was ist schon ein Stück! :-)

Kennst Du denn die beiden (oder drei) oben genannten Alben? Finde sie unglaublich frisch! Immer und immer wieder!

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