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Kris Davis piano | Eric Revis double bass | Gerald Cleaver drums
eric reevis‘ (17 jahre bei branford, daneben aber u.a. auch mit brötzmann) neues trio hat wieder kris davis am klavier, aber statt cyrille diesman gerald cleaver an den drums. 8 stücke, wie beim vorgänger CITY OF ASYLUM z.t. völlig frei improvisiert, z.t. nach komponierten themen (zwei fremde, von motian und osby, damals gab es monk und jarrett). im prinzip: nichts neues. nichts großartig bilderstürmerisches. trotzdem ein grandioses album.
als ich vor ein paar jahren das glück hatte, genau zum visions festival in new york zu sein, bin ich verspätet in den roulette club gekommen, stand in der kleinen schlange an der kasse und hörte aus dem saal klavier, bass, schlagzeug. und sofort war (mir) klar – da ist eine unglaubliche energie im raum. davis, revis und cyrille waren mit das tollste, was ich live an klaviertrios gesehen habe, wirklich in jeder sekunde aufregend, und dabei offensichtlich ohne jede absprache. die cd, die ich hinterher gekauft habe, ist beim ersten aufeinandertreffen entstanden, live waren sie um einiges integrierter. jetzt, mit cleaver, fehlt zwar cyrilles manchmal etwas spröde originalität, dafür ist der sound nochmal dichter, drängender und existentieller geworden.
am besten gefallen sie mir in den freien passagen, wo kris davis wirklich glänzen kann – heftigstes clusterspielt, nur so dahingesetzte akkorde, ein zusammenwirbeln von rasenden tonfolgen, pausen. cleaver klappert und rasselt manchmal nur so mit, und wenn revis ein besonderes motiv gefunden hat, wechseln die beiden anderen sofort vom solieren in die aufmerksame begleitung.
daneben gibt es ein paar knalligere ideen – ein kinder-sprachsample, das in musik übertragen wird (macht jason moran mit seinem trio ja auch), ein ironisches swingthema von revis (der einzige schwachpunkt auf dem gesamten album), eine großartige version von paul motians „victoria“, wo nach dem thema nur noch die akkorde stehen bleiben.
mich packt das mehr als vieles gerade, ich kann aber eigentlich nur sagen, dass das ein völlig stimmiges piano-trio-jazzalbum ist, wo einfach alles passt.
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